New York/Peking (18.06.2020) –
Beim Ausbruch einer zweiten Corona-Welle werden die wirtschaftlichen Folgen in Asien nicht so dramatisch sein wie beim ersten Mal. Mit dieser Einschätzung reagiert die US-Investmentbank Morgan Stanley http://morganstanley.com auf ansteigende neue Infektionszahlen in Ländern wie China und Südkorea. Ein neuerliches Abtauchen der Wirtschaft in die Rezession nach einer nur sehr kurzen Erholungsphase sei auch global gesehen nicht zu befürchten, beruhigen die Analysten.
Kein “Double Dip” erwartet
“Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir nicht davon aus, dass eine zweite Infektionswelle die Weltwirtschaft oder die Wirtschaft in Asien in einen Double Dip stürzen wird”, zitiert “CNBC” Deyi Tan, Managing Director und Asien-Expertin bei Morgan Stanley. Damit sei eine Situation gemeint, bei der eine Volkswirtschaft nach einer bereits überstandenen Flaute schon während der folgenden Aufwärtsbewegung wieder an Fahrt verliert und erneut in die Rezession abrutscht, so die Erläuterung.
Gleichzeitig räumt Tan ein, dass man bei der Investmentbank sehr wohl sehe, was passiert, wenn die Wirtschaft in vielen Ländern wieder hochgefahren wird. “Die täglichen Zahlen der Neuinfektionen werden steigen”, stellt die Analystin klar. Als Beispiele verweist sie unter anderem auf Südkorea, Taiwan und Hongkong, wo die Restriktionen bereits wieder gelockert wurden. “In einem größeren Zusammenhang betrachtet, bleibt dieser Trend aber immer noch relativ gut managebar, wenn man bedenkt, was wir schon erlebt haben”, ist Tan überzeugt.
Asien erholt sich schneller
In der chinesischen Hauptstadt Peking bleibt die Lage angesichts eines neuerlichen Coronavirus-Ausbruchs angespannt. Wie die örtliche Gesundheitskommission am Mittwoch berichtete, wurden seit vergangenen Donnerstag bereits 137 bestätigte Infektionen in der 20-Millionen-Metropole verzeichnet. Eine ähnlich beunruhigende Entwicklung zeigt sich auch in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas.
“Trotz des Wiederaufflammens der Fälle wird sich Asien – mit Ausnahme von Japan – schneller als andere Regionen erholen, wobei China den Weg vorgeben wird”, heißt es in einem jüngst veröffentlichten Bericht von Morgan Stanley, bei dem auch Tan als Mitautorin aufscheint. Begründet wird das mit einer “effektiveren institutionellen Reaktion” in Ländern wie China, Taiwan, Südkorea und Hongkong. Der gesamtasiatische Markt – ohne Japan – soll dann 2020 um gerade noch 0,01 Prozent und im nächsten Jahr um 8,5 Prozent zulegen.
Markus Steiner,
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