St. Pölten (12.01.2021) –
Erstmals in der Geschichte der heimischen Windenergie haben Anzahl und installierte Windkraftleistung abgenommen. Anfang 2021 stehen nun 26 Windräder weniger in Österreich als im Jänner 2020. “Dies ist die Folge der Stop-And-Go-Politik der letzten Jahre und ein trauriges Bild der österreichischen Klimaschutz-Politik”, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft: “Dennoch reden die ewigen Klimaschutz-Bremser mitten in der Corona-Pandemie noch immer von Begrenzungen beim Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz, anstatt an die Erfordernisse einer zukunftsfähigen Wirtschaft zu denken. Österreich braucht eine Kehrtwende und das Jahr 2021 muss der Wendepunkt der Klima- und Energiepolitik sein.”
2020 ist ein schwarzes Jahr für die Windkraft. Durch die Stop-And-Go-Politik der letzten Jahre ist der Ausbau der Windkraft in Österreich ins Negative gerutscht. Erstmals sind zu Jahresbeginn 26 Windräder mit einer Gesamtleistung von 39 Megawatt (MW) weniger in Betrieb. “Das letzte Jahr ist damit der Tiefpunkt der Geschichte der Windkraft”, zeigt sich Moidl enttäuscht: “Und das hat nichts mit der Corona-Pandemie zu tun, sondern mit der politischen Unentschlossenheit der letzten Jahre. Leider sind die ewigen Bremser der Energiewende noch immer aktiv und so verzögert sich der Beschluss des EAG.”
Im Jahr 2020 wurden nur sieben Windräder mit einer Leistung von rund 25 MW errichtet, während 33 Windräder mit 64 MW abgebaut wurden.
Verhaltene Investitionspolitik muss Schnee von gestern sein
“Mitten in der Corona-Pandemie, wo alle über Wirtschaftsimpulse sprechen, werden noch immer Mittelbegrenzungen gefordert”, wundert sich Moidl: “Das wäre Sparen am falschen Ort und ist wirtschaftspolitisch falsch. Die Windkraft ist zu den günstigsten neuen Erzeugungstechnologien geworden. Das alte Argument, den Ausbau aus Kostengründen zu beschränken, ist nicht mehr zutreffend. Durch den Ausbau Erneuerbarer Energien werden Konsumenten und Unternehmen mit billiger und sauberer Energie versorgt. Das EAG ist dringend erforderlich, weil die Strommärkte durch die hohen Subventionen für Strom aus Kohle, Gas und Atomenergie verzerrt sind”, bemerkt Moidl und fordert: “2021 muss der Wendepunkt in der Klima- und Energiepolitik sein.” Der Ausbau der Windkraft könnte jährlich rund 700 Mio. Euro an Investitionen über die nächsten zehn Jahre bringen.
2021 kurzer Ausbauimpuls durch die Ökostromnovelle 2019
2021 werden die ersten Projekte des Warteschlangenabbaus der Ökostromnovelle 2019 errichtet und es kommt zu einem kurzen Ausbauimpuls. So kann die Ökoenergie Wolkersdorf eine Handvoll Windräder in Niederösterreich ans Netz bringen. “In Österreich braucht man einen langen Atem, wenn man Windprojekte umsetzen möchte”, plaudert Manfred Schamböck, Geschäftsführer der Ökoenergie, aus dem Nähkästchen: “Da braucht man schon eine ordentliche Portion Idealismus, dass man dranbleibt.” Es dauert Jahre, bis tatsächlich Windstrom ins Stromnetz eingespeist werden kann. Die meisten dieser Projekte wurden bereits 2015 und 2016 genehmigt.
Technologiesprung bei der Windkraft
In den letzten Jahren hat es einen deutlichen Technologiesprung in der Windkraftnutzung gegeben. “Ein modernes Windrad hat eine Leistung von vier bis sechs MW und erzeugt Strom für rund 4000 Haushalte”, erklärt Klaus Rogge vom Windradhersteller GE und ergänzt: “Damit hat sich die Windstromerzeugung eines einzigen Windrades fast verdoppelt.”
An die Puspök Gruppe liefert GE 34 Windräder mit einer Leistung von 186 MW. Diese ersetzen 2021 zum Großteil alte Windräder. “Beim Windpark in Gols und Mönchhof kann dadurch die zu erzeugende Windstrommenge beinahe vervierfacht werden”, berichtet Lukas Püspök, Geschäftsführer der Puspök Gruppe.
Der Ausbauimpuls bringt nicht nur mehr umweltfreundlichen Windstrom, sondern auch viele neue Arbeitsplätze. So wird GE heuer im Burgenland eine Service-Niederlassung eröffnen, um die Wartung der Windräder optimal bewerkstelligen zu können. “Mit Blick auf die durch ein neues Fördergesetz eröffneten Ausbaumöglichkeiten, haben wir uns entschlossen, uns intensiv im österreichischen Markt zu engagieren”, erzählt Rogge: “Wir hoffen daher auch zukünftig auf stabile Rahmenbedingungen für die Windkraft in Österreich.”
Windkraft in Österreich
Anfang 2021 stehen in Österreich 1.307 Windräder mit einer Leistung von 3.120 MW, die mehr als sieben Mrd. Kilowattstunden sauberen Strom liefern. Diese erzeugen soviel Windstrom, wie rund zwei Mio. Haushalte verbrauchen. Das entspricht elf Prozent des österreichischen Stromverbrauches. Durch diese Windstrommenge können rund drei Mio. Tonnen CO2 eingespart werden, was dem Ausstoß von 1,2 Mio. Autos entspricht. Derzeit arbeiten rund 3.000 Personen in der Windbranche. Mit einem ambitionierten EAG könnten in den nächsten zehn Jahren 30.000 weitere Personen beim Windkraftaufbau mitarbeiten und zusätzliche 2.700 Dauerarbeitsplätze geschaffen werden.
IG Windkraft,
Mag. Martin Jaksch-Fliegenschnee