US-Akademikerinnen übernehmen die Führung

New York/Washington (11.09.2023) –

Erstmals arbeiten in den USA mit einem Anteil von 50,7 Prozent mehr Frauen als Männer mit Hochschulabschluss, zeigt eine Analyse des Pew Research Center aus Regierungsdaten. Dennoch sind 78 Prozent der Absolventen mit den lukrativsten Studienabschlüssen weiterhin Männer, wie das Finanzberatungsunternehmen Bankrate beklagt.

Schnelle Zunahme der Frauenarbeit

Heute sind mehr Frauen ab 25 Jahren mit einem Bachelor- oder einem höheren Abschluss erwerbstätig als vor der Corona-Pandemie: 31,3 Mio. im zweiten Quartal 2022, verglichen mit 29,1 Mio. im gleichen Quartal 2019. Die Zahl der Männer mit Hochschulabschluss im Alter von 25 Jahren und älter in der Erwerbsbevölkerung ist ebenfalls höher als vor der Pandemie – 30,5 Mio., gegenüber 29,1 Mio. Personen. Doch bei den Frauen verlief die Veränderung schneller. Andererseits ist deren Einkommen niedriger als das der Männer.

Eine mögliche Erklärung: Geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen hoch- und schlechter bezahlten Studiengängen. Männer dominieren in den USA nach wie vor die mit den höchsten Verdienstmöglichkeiten, wie das Ingenieurwesen und die Informatik, während Frauen in Bereichen wie Bildung und Sozialarbeit überrepräsentiert sind, was in der Regel schlechter bezahlt wird. Lediglich im Bereich Pharmazie, der bei der Bezahlung auf Platz drei rangiert, ist der Anteil der weiblichen größer als der der männlichen Absolventen. In den übrigen 19 finanziell attraktiven Studiengängen dominieren Männer mit teils sehr großem Abstand.

MINT-Studium keine Erfolgsgarantie

Laut Ökonomen und Soziologen spielen erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede in vielen College-Studiengängen, insbesondere in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT), eine wichtige Rolle beim Lohngefälle. Pew Research zeigt, das selbst MINT-Absolventinnen und Frauen, die ähnliche Qualifikationen erworben haben, immer noch schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen, wenn sie ins Berufsleben eintreten. Genauso drastische Unterschiede – nur umgekehrt – gibt es in den schlechter bezahlten akademischen Berufen wie Sonderpädagogik, Sozialarbeit und frühkindliche Bildung.

Wolfgang Kempkens,
kempkens@pressetext.com