Nur zwei von zehn Amis haben Freunde im Job

Washington (10.02.2023) –

Nur zwei von zehn erwachsenen US-Amerikanern haben einen Kollegen, den sie als besten Freund betrachten, wie eine Gallup-Umfrage zeigt. Bei den über 35-Jährigen ist der Anteil gleich geblieben, bei den Jüngeren stieg er seit 2019 um drei Punkte auf 24 Prozent. Einen “besten Freund” bei der Arbeit zu haben, ist seit dem dramatischen Anstieg der Hybridbeschäftigung (teils Home-Office, teils Präsenz) noch wichtiger geworden, sagt Jim Harter, Forscher für Arbeitsplatz und Wohlbefinden bei Gallup.

Wichtig für das Wohlbefinden

Vor allem jüngere Menschen scheinen von dem Phänomen betroffen zu sein. “Wenn sie seltener an ihrem Arbeitsplatz sind, haben sie weniger Möglichkeiten, Freundschaften aufzubauen, wie es vor der Pandemie oft der Fall war”, so Harter. Freundschaften am Arbeitsplatz seien auch für die Arbeitgeber gut. Mitarbeiter, die mit Freunden zusammenarbeiten, würden weniger dazu neigen, den Arbeitsplatz zu wechseln und seien zudem produktiver.

Wie schwierig es ist, Freunde am Arbeitsplatz zu finden, zeigen die Erfahrungen von Crystal Powers. Sie begann im Februar 2022 bei einem Unternehmen als Supervisor für medizinische Aufzeichnungen. Sie hat bis jetzt zwei der fünf Kollegen, die ihr persönlich berichten, noch nicht persönlich gesehen und fand es schwierig, sich online mit ihnen abzustimmen. “Ich war es gewohnt, in die Büros zu gehen und von Angesicht zu Angesicht mit meinen Kollegen zu sprechen. Das ist etwas ganz anderes als unpersönliche Kontakte wie etwa in Videokonferenzen”, so die 42-Jährige.

Neue erzwungene Gewohnheiten

Karen Piatt hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Sie trat nur wenige Wochen nach Beginn der Pandemie-Lockdowns von 2020 einen neuen Job bei einer gemeinnützigen Organisation für medizinische Hilfe an. Sie hatte zuvor alle ihre Vorstellungsgespräche online gemacht, um schließlich Vollzeit im Home-Office zu arbeiten.

“Es ist das erste Mal in meiner 25-jährigen Karriere, dass ich für einen Job eingestellt wurde, ohne den Personalchef persönlich zu treffen”, sagt die 52-Jährige und ergänzt: “Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis ich meine Kollegen persönlich getroffen habe.” Beste Freunde am Arbeitsplatz seien nur ein Teilaspekt, wenn es um das Wohlbefinden der Arbeitnehmer und den Mehrwert für Arbeitgeber geht, sagt Harter. Ohne starke positive Gefühle für einen Arbeitgeber nutzten auch Freundschaften am Arbeitsplatz nichts.

Wolfgang Kempkens,
kempkens@pressetext.com

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