Reinach/Wien (09.05.2023) –
Zahlen, Daten und Fakten, wie etwa, dass ein Anstieg der Migration um ein Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung zu einem durchschnittlichen Anstieg der Wertschöpfung um zwei Prozent führt, stehen im Mittelpunkt der neuen Publikation, die der österreichische Unternehmer Michael Tojner gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien in Kooperation mit der Forschungsinitiative eXplore! initiiert hat. Tojner: “Wir wollen einen faktenbasierten Diskurs über Migration anstoßen und aufzeigen, dass kein Land, auch nicht Österreich, ohne gezielte Migration seinen Wohlstand langfristig sichern kann.” Das Buch ist ein wissenschaftlicher Brückenschlag für eine offene und intelligente Zuwanderungspolitik mit Beiträgen der Universitätsprofessoren Dr. Jesús Crespo Cuaresma und Dr. Nikolaus Franke sowie von Dr. Peter Vandor, Mitbegründer des Social Entrepreneurship Center an der WU Wien.
“Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Migration einen volkswirtschaftlichen Nutzen für jedes Land hat. Migrant:innen stärken als Nettozahler das Sozialsystem und sorgen durch Unternehmensgründungen für eine hohe Wertschöpfung. Mit der neuen Publikation möchte ich gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien einen faktenbasierten Diskurs über Migration anstoßen. Ich möchte Aufklärungsarbeit leisten und neue wissenschaftliche Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit näherbringen. Denn nur so können wir Verständnis in der Bevölkerung schaffen und politischen Populismus zurückdrängen”, sagt Michael Tojner, CEO der Montana Tech Components Industriegruppe. Tojner engagiert sich auch seit mehr als 20 Jahren als Gastlektor an der Wirtschaftsuniversität Wien.
“Migration als Chance für Wachstum und Wohlstand” von DDr. Michael Tojner in Kooperation mit der WU Wien ist ein Plädoyer für eine offene und intelligente Zuwanderungspolitik. Anhand wissen-schaftlicher Studien beleuchten die Autoren Univ.-Prof. Dr. Jesús Crespo Cuaresma, Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Franke und Dr. Peter Vandor das wirtschaftliche Potenzial von Migration auf dem Arbeitsmarkt sowie die positiven Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Leistung. Fallbeispiele aus Österreich, den USA und Australien werden ebenso zum Thema gemacht wie politische Reformvorschläge für Österreich wie etwa der Abbau von Hürden zu Erlangung von Aufenthaltstiteln, eine langfristige Reduktion irregulärer Migrationswege, zwischenstaatliche Anwerbeabkommen und eine aktive Förderung von Unternehmensgründungen durch Migrant:innen.
Unternehmen von Migrant:innen leisten einen großen Beitrag zur Wertschöpfung
Die Studie von Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Franke und Dr. Peter Vandor beschäftigt sich eingehend mit dem Thema “Migrant Entrepreneurship” und zeigt unter anderem auch das Potenzial von Migrant:innenunternehmertum auf. So sind Migrant:innen häufiger Startup-Unternehmer:innen als Einheimische. In der Studie wird sowohl die aktuelle Datenbasis analysiert als auch fünf ausgewählte österreichische Fallbeispiele von Ali Rahimi (Rahimi & Rahimi), Atila Doğudan (Do & Co), die Familie Molcho (NENI), Damian Izdebski (DiTech, techbold) und Kilian Kaminski (refurbed) skizziert.
“Unternehmer:innen mit Migrationshintergrund leisten einen positiven Beitrag zur Wertschöpfung im Aufenthalts- und oft auch im Herkunftsland und schaffen neue Arbeitsplätze. Ein plakatives Beispiel dafür sind die in den USA von Migrant:innen gegründeten Unicorns, Startups mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar. Der gemeinsame Wert dieser über 300 von Migrant:innen gestarteten Unternehmen wie Moderna oder Zoom liegt bei 1.500 Milliarden US-Dollar und ist damit mehr als zehnmal höher als der kombinierte Marktwert aller börsennotierten Unternehmen in Österreich”, betonen Franke und Vandor.
In Wien erwirtschaften die 34.000 von Migrant:innen gegründeten EPUs einen Jahresumsatz von rund 6,4 Milliarden Euro und tragen einschließlich der Folgewertschöpfung fast zehn Milliarden Euro zur österreichischen Wirtschaftsleistung bei. Migrantisches Unternehmertum sollte auf die politische Agenda gesetzt und der Standort Österreich attraktiver gemacht werden, so Franke und Vandor. “Es ist wichtig, die Offenheit gegenüber Migrant:innen im öffentlichen Diskurs aufrecht zu erhalten. Es gibt viele Möglichkeiten und viele gute Gründe, Migrant:innen in Österreich in ihrer unternehmerischen Entfaltung zu unterstützen. Es ist zu hoffen, dass dieses Potenzial in Zukunft auch von Politik und Wirtschaft erkannt und genutzt wird”, betonen die beiden Autoren.
Prognose für Aus- und Einwanderungsströme bis zum Jahr 2040
Univ.-Prof. Dr. Jesús Crespo Cuaresma befasst sich in seinem Beitrag mit der “Zukunft von Migration und Wirtschaftswachstum” und zeigt globale Migrationstrends auf. Die vorgestellten statistischen Methoden bieten eine Reihe von Instrumenten, die nützlich sein können, um politische Maßnahmen auf nationaler oder europäischer Ebene zu optimieren.
“Der jüngste Vorschlag, Talentpartnerschaften mit Herkunftsdrittländern zu entwickeln, um Arbeitskräfte außerhalb der EU auszubilden und anzuwerben, ist ein Beispiel für ein solches politisches Instrument. Die internationale Partnerschaft basiert auf der Idee, dass in vielen Sektoren weltweit Engpässe bestehen. Um dem zu begegnen, können Ausbildungszentren außerhalb der EU eingerichtet werden, um Menschen auszubilden, die ihre Fähigkeiten sowohl in den jeweiligen Herkunftsländern als auch in der EU einsetzen können”, fasst Crespo Cuaresma zusammen.
“Migration als Chance für Wachstum und Wohlstand. Perspektiven, Best Practices und Reformvorschläge für Österreich”
Linde Verlag, ISBN 978-3-7093-0708-3, https://www.lindeverlag.at
Kooperation mit Department of Economics, Social Entrepreneurship Center und eXplore!
Die Studien und das Buch “Migration als Chance für Wachstum und Wohlstand” sind in Zusammenarbeit mit dem Department of Economics und dem Social Entrepreneurship Center der WU Wien und durch eine Förderung der Forschungsinitiative “eXplore! – Neues Unternehmen für Österreichs Wirtschaft” entstanden. https://www.explore.university
Die Autoren:
DDr. Michael Tojner
Michael Tojner ist ein österreichischer Unternehmer und investierte als Gründer von Global Equity Partners in bereits über 50 Jungunternehmen. Er blickt auf eine 30-jährige Erfahrung im Bereich Investment Banking, Private Equity & Venture Capital Finanzierung sowie M&A Transaktionen in Österreich, Osteuropa und den USA zurück. 2006 gründete Michael Tojner die global agierende Industriegruppe Montana Tech Components AG – bestehend aus den Divisionen VARTA AG, Aluflexpack AG und Montana Aerospace AG, die weltweit knapp 12.000 Mitarbeitende beschäftigt. Michael Tojner promovierte an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien sowie an der Wirtschaftsuniversität Wien. Nach der Prämisse “Fortschritt braucht Forschung” hat er 2020 den “Verein zur Forderung von Innovation, Unternehmertum und Internationalisierung” initiiert, um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich auf internationaler Ebene zu stärken. Zudem hat er gemeinsam mit der B&C Privatstiftung 2021 eine mit 11 Millionen Euro dotierte Forschungsförderung an die Wirtschaftsuniversität Wien vergeben, die die Innovations- und Standortforschung an der WU Wien unterstützen soll. Seit 1999 ist er regelmäßig am “Institute for International Business” an der Wirtschaftsuniversität Wien als Universitätslektor tätig. Seit über 15 Jahren leitet er den “Volkswirtschaftlichen Zyklus” an der WU Wien, aus dem bereits vier umfangreiche Publikationen hervorgegangen sind, und publiziert seit 1990 Beiträge zu wissenschaftlichen und volkswirtschaftlichen Themen.
Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Franke
Nikolaus Franke gründete 2001 das Institut für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) und ist seither dessen Leiter. Er promovierte und habilitierte sich an der Universität München und verbrachte mehrere Semester als Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Neben der Leitung des Instituts ist er in zahlreichen anderen Positionen für die WU und in der Scientific Community tätig, z.B. als Akademischer Direktor des WU Professional MBA in Entrepreneurship and Innovation, als Leiter der User Innovation Research Initiative Vienna, als Gründer des Entrepreneurship Center Network und als wissenschaftlicher Leiter des WU Gründungszentrums. Er ist wissenschaftlicher Leiter des wichtigsten Innovationswettbewerbs im deutschen Mittelstand (TOP 100) und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen, die über 15.000 mal zitiert und mit über 20 internationalen Awards ausgezeichnet wurden (z.B. INFORMS Best Paper Award, Academy of Management Best Paper Award, Schumpeter School Award, Jürgen-Hauschildt-Award, Best Paper Award des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft). Unter seiner Leitung führte das Institut über 1.000 Praxisprojekte mit Start-ups, KMU und Multinationals durch und warb 14 Mio. Euro an Drittmitteln ein. Seine Schüler haben Professuren in internationalen Spitzenuniversitäten inne (u.a. CBS Copenhagen, Stockholm School of Economics, VU Amsterdam, WU Wien, WHU Koblenz).
Dr. Peter Vandor
Peter Vandor ist Senior Researcher und Mitbegründer und Leiter des Social Entrepreneurship Centers an der WU Wien. Seit 2013 ist er akademischer Leiter der NGO Academy, einem Förderprogramm für gemeinnützige Organisationen und Sozialunternehmen in Mittel- und Osteuropa, das gemeinsam mit der ERSTE Stiftung angeboten wird. Sein Forschungs- und Lehrschwerpunkt liegt auf Sozialunternehmern und ihrem Ökosystem sowie auf dem Unternehmertum von Migranten. Jüngste Veröffentlichungen sind in Zeitschriften wie Journal of Business Venturing, Journal of World Business und Harvard Business Review erschienen. Peter Vandor war SCANCOR-Gastforscher an der Stanford University und Gastdozent an der Universität St. Petersburg und der Alanus Hochschule für Kunst und Sozialwissenschaften. An der WU unterrichtet er regelmäßig im MBA-Programm und hat hier den ersten Universitätslehrgang für soziales Unternehmertum in Österreich ins Leben gerufen. Peter Vandor ist Gründer und akademischer Leiter des Social Impact Awards, eines Ausbildungsprogramms für junge Sozialunternehmer in Europa, Zentralasien und Ostafrika. Er unterstützt außerdem mehrere Organisationen und philanthropische Preise im österreichischen Ökosystem für soziales Unternehmertum als Juror, Coach und beitragendes Mitglied, und wurde 2012 als Global Shaper (World Economic Forum) nominiert.
Univ.-Prof. Dr. Jesús Crespo Cuaresma
Jesús Crespo Cuaresma ist Professor für Makroökonomie, Vorstand des Departments für Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie Direktor für Wirtschaftsanalyse am Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital (WIC). Er promovierte und habilitierte an der Universität Wien und war von 2008 bis 2010 Professor für Wirtschaftstheorie an der Universität Innsbruck. Prof. Crespo Cuaresma hat zahlreiche Publikationen in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht und forscht zu Themen wie monetäre Makroökonomie, Wachstumstheorie und angewandte Ökonometrie. Er ist Research Scholar am International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) und wissenschaftlicher Berater der Weltbank und des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO).
Montana Tech Components AG,
Jürgen Beilein,
J.Beilein@montanatechcomponents.com