Wien (02.06.2022) –
Mit fortschreitendem Anteil an Sonnenstrom in Österreich wird es deutlich: Der erfolgreiche Photovoltaikausbau hängt maßgeblich vom Ausbau der Netzinfrastruktur ab. Die Stromnetze der Zukunft müssen eine weit größere Anzahl an Teilnehmerinnen integrieren können, denn neben Strombezieherinnen, gibt es auch immer mehr Personen, die selbst produzierten Strom ins Netz einspeisen. Insbesondere Anlagen zur Sonnenstromproduktion sind zum großen Teil kleinteilig und dezentral.
Der rasche PV-Ausbau ist ein Gebot der Stunde. Die seit Jahren stark steigende Nachfrage nach der eigenen PV-Anlage bestätigt dies. Durch die aktuelle Krisensituation in Europa wird zudem der große Vorteil der im eigenen Land erzeugten Energie deutlich. Für die Energiewende und die Energieunabhängigkeit muss insgesamt ungleich mehr Sonnenstrom durch Österreichs Netze fließen als heute – jedoch beklagt die PV-Branche bereits jetzt: Das Stromnetz wird zum Flaschenhals der Energiewende, da es scheinbar nahezu ausgelastet ist.
“Österreich hat den umfassenden Netzausbau, den wir alle für eine 100 Prozent erneuerbare Stromversorgung brauchen, in den letzten Jahren vollkommen verschlafen. Es kann nicht sein, dass wir den gerade erst geschafften Ausbauschwung wieder verlieren, weil die Infrastruktur nicht im gleichen Tempo ausgebaut wird. Jetzt heißt es anpacken und investieren – und zwar in unser aller Zukunft”, zeigt sich Herbert Paierl, Vorstandsvorsitzender vom Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria), alarmiert.
Bremshebel beim Stromnetz lösen
Damit die Stromnetze von heute den Anforderungen von morgen gewachsen sind, ist die Gesetzgebung zu modernisieren. Hierbei spielt das Energieministerium und die Regulierungsbehörde E-Control eine wichtige Rolle bei der Vorbereitung und Durchsetzung der entsprechenden Rahmenbedingungen.
PV Austria präsentiert daher notwendige Lösungswege, um den Bremshebel beim Stromnetz zu lösen:
1). Transparenz: Welche Stromleitungen wie fit sind und welche es nicht sind, ist bislang ein gut gehütetes Geheimnis der Netzbetreiber. Netzkapazitäten müssen in Zukunft transparent einsehbar werden. Dies wäre eine Win-Win-Situation für alle, da sich so die Anzahl der Anfragen bei Netzbetreibern verringert. Denn jeder und jede kann dann schnell und einfach nachvollziehen, ob es sich auszahlt, das eigene Dach komplett mit PV zu belegen. Wird diese Transparenz mit einer klar geregelten Vergabe der freien Netzkapazitäten kombiniert, würde die Planbarkeit von PV-Anlagen enorm gesteigert werden.
2). Ausbauplan: Ambitionierte Ziele brauchen klare und verbindliche Pläne. Für die Energiewende braucht Österreich daher einen öffentlich zugänglichen Ausbauplan des Stromnetzes bis zu den untersten Netzebenen. Es muss klar sein, wann und wo Netzkapazitäten vorhanden sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass möglichst viele erneuerbare Energieanlagen darin Platz haben.
3). Klar geregelter Netzzutritt: Der Netzzutritt mit einer PV-Anlage muss als einfaches, automatisiertes und österreichweit einheitliches Verfahren abgewickelt werden können. Darüber hinaus müssen die Kosten vorab transparent sein. Bis dieser Netzzutritt gewährt wird, kann es aktuell zu langwierigen, teuren und undurchschaubaren Hürden kommen.
“Die aktuelle Situation erschwert das Arbeiten für die Branche enorm, weil völlig unklar ist, wo noch Kapazitäten verfügbar sind, wie lange die Beantwortung der Anfrage dauert und falls das Netz voll ist, wie es zu neuen Kapazitäten kommt”, kritisiert Paierl.
Neues Strommarktgesetz
Aktuell wird das “Strommarktgesetz NEU” erstellt. Genau hier und jetzt müssen die aufgezeigten Punkte des PV Austria, die einen sicheren, effizienten Netzausbau und einen fairen Netzzutritt für zukünftige PV-Anlagen-Betreiber*innen garantieren, geregelt werden. Das Energieministerium muss die bestehenden Hindernisse anerkennen und die Weichen für PV-fitte Netze der Zukunft im neuen Strommarktgesetz stellen. Der PV Austria stellt klar, dass die Branche dieses richtungsweisende Strommarktgesetz noch im Herbst 2022 benötigt.
Photovoltaic Austria Bundesverband,
DI Vera Immitzer