Warwick –
Die Luftfahrt ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, doch ihr genauer Beitrag ließ sich bislang nur zeitverzögert einschätzen. Forscher der Warwick Business School http://wbs.ac.uk und des Alan Turing Institute http://turing.ac.uk haben nun einen Ansatz entwickelt, um den Beitrag der Luftfahrt zum BIP in Echtzeit abzuschätzen. Dazu nutzen sie von Flugzeugen alle paar Sekunden übermittelte ADS-B-Daten, die eigentlich der Flugsicherung dienen – aber auch für zeitnahe Wirtschaftsstatistiken wertvoll sein können.
Einblick in Echtzeit
In Großbritannien und den USA trägt die Luftfahrt über drei Prozent zum BIP bei, ist also ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch bislang verlassen sich statistische Ämter auf Umfragen bei Fluggesellschaften, um die Aktivitäten im Luftverkehrssektor abzuschätzen, was zeit- und kostenaufwendig ist. ADS-B, ein System, bei dem Flugzeuge zwecks Steigerung der Flugsicherheit kontinuierlich ihre Position und weitere Daten übermitteln, bietet eine Alternative. Denn wie die Forscher in einer Studie in “Scientific Reports” berichten, lassen sich aus ADS-B-Daten sehr schnell genaue Schätzungen zur Luftfahrtbranche ableiten.
Das Team hat 25 Mrd. Flugzeugpositionsdaten genutzt, um Flugvolumen und darüber den Beitrag der Luftfahrt zum britischen und amerikanischen BIP abzuschätzen. “Diese Datenpunkte lieferten die Informationen, die wir für die Rekonstruktion von 67 Mio. Flügen zwischen Juli 2016 und Dezember 2018 benötigten”, sagt Studien-Erstautor Sam Miller. Aus den Flugrouten hat das Team schnelle monatliche Indikatoren für das Flugvolumen nach Land und Fluggesellschaft abgeleitet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Echtzeitdaten zum Flugvolumen verwendet werden können, um Schätzungen des direkten Beitrags der Luftfahrt zum BIP zu verbessern.
Effektiver reagieren
Während traditionelle Methoden zur Schätzung des BIP bis zu drei Monate dauern, könnten ADS-B-Daten dem Team zufolge helfen, Echtzeit-Abschätzungen des BIP zu ermöglichen. “Wir finden Hinweise darauf, dass schnell verfügbare Flugzeugstandortdaten besonders hilfreich sein können, um Schätzungen in Wirtschaftskrisen zu verbessern”, betont Tobias Preis, Professor für Verhaltensforschung und Wirtschaft in Warwick. Die aktuelle Krise habe gezeigt, wie wichtig schnelle Indikatoren für eine gute Entscheidungsfindung sind.
Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com