Ethnische Gesundheitskluft belastet die USA

New Orleans (19.05.2023) –

Gesundheitliche Ungleichheiten aufgrund ethnischer Herkunft haben die US-Wirtschaft allein 2018 rund 451 Mrd. Dollar gekostet – ein deutlicher Anstieg gegenüber der vorherigen Schätzung von 320 Mrd. für 2014. Das besagt eine neue Studie von Forschern der Tulane University, die im “JAMA”-Medizinjournal veröffentlicht wurde.

Afro-Amerikaner sterben früher

Der größte Teil der wirtschaftlichen Belastung durch entsprechende Ungleichheiten (69 Prozent) wurde laut der Studie wegen hoher vorzeitigen Sterblichkeit in der afro-amerikanischen Bevölkerung getragen. Sie hatte mit 33 in den meisten Bundesstaaten die höchste wirtschaftliche Belastung durch gesundheitliche Ungleichheit zu erleiden, gefolgt von Hispanics/Latinos (neun Staaten), American Indian/Alaska Natives (acht Staaten) und Native Hawaiian/Pacific Islanders (ein Staat).

Die Gesamtbelastung durch bildungsbedingte gesundheitliche Ungleichheiten für Personen mit weniger als einem College-Abschluss lag 2018 bei 978 Mrd. Dollar. Damit war sie etwa doppelt so hoch wie die jährliche Wachstumsrate der US-Wirtschaft im selben Jahr. Die fünf Staaten mit der höchsten Belastung durch solcher Art Ungleichheiten im Gesundheitsbereich waren Texas (41 Mrd. Dollar), Kalifornien (40 Mrd.), Illinois (29 Mrd.), Florida (27 Mrd.) und Georgia (21 Mrd.).

Obwohl der größte Teil der Belastung durch bildungsbedingte gesundheitliche Ungleichheit von Erwachsenen mit High-School-Diplom/GED getragen wurde (61 Prozent), wurde ein unverhältnismäßig hoher Anteil von Erwachsenen mit einem geringerem Bildungsabschluss geschultert. Diese Gruppe machte nur neun Prozent der Bevölkerung aus, trug aber 26 Prozent der Belastung. Über alle Bildungsniveaus hinweg war der größte Teil der Belastung auf vorzeitige Todesfälle (66 Prozent) zurückzuführen, gefolgt von Produktivitätsverlusten auf dem Arbeitsmarkt (18 Prozent) und überhöhte Kosten für medizinische Versorgung (16 Prozent).

Ungleichheit zahlt sich nicht aus

“Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass gesundheitliche Ungleichheit nicht nur ungerechte und ungleiche Gesundheitsergebnisse bedeutet, sondern auch finanzielle Kosten mit sich bringt. Investitionen in die Verwirklichung gesundheitlicher Chancengleichheit tragen nicht nur dazu bei, dass die Menschen länger und gesünder leben, sondern zahlen sich auch wirtschaftlich aus, was langfristig dem Wohl der Gemeinschaft zugute kommt. Sicherlich werden erhebliche Mittel benötigt, um gesundheitliche Ungleichheiten zu beseitigen, aber es stimmt auch, dass die Kosten für die Nichtbeseitigung gesundheitlicher Ungleichheiten erheblich sind”, so Hauptautor Thomas A. LaVeist.

LaVeist hat die Studie mit Forschern des National Insitute on Minority Health and Health Disparities, der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health, der Uniformed Services University, der TALV Corp und der National Urban League erstellt. Finanziert wurde sie vom National Institute of Health. Sie ist die erste Studie, die die wirtschaftliche Gesamtbelastung durch gesundheitliche Ungleichheit für fünf Minderheitengruppen – Asiaten, Indianer/Alaska Natives, Schwarze/Afrikaner, Hispanics/Latinos und Native Hawaiian/Pacific Islander – landesweit schätzt.

Zudem handelt es sich um die erste Studie, die die wirtschaftliche Belastung durch gesundheitliche Ungleichheit nach Bildungsniveau als Marker für den sozioökonomischen Status schätzt. Anhand von vier verschiedenen nationalen Datenbanken haben die Forscher die Kosten für medizinische Versorgung, Produktivitätsverluste auf dem Arbeitsmarkt und vorzeitige Todesfälle ermittelt, um die wirtschaftliche Belastung für verschiedene Gruppen sowie den Bildungsstand zu bestimmen.

Lutz Steinbrück,
steinbrueck@pressetext.com