Berlin (14.09.2022) –
Gut 40 Prozent der deutschen Konsumkreditnehmer kennen ihren eigenen Zinssatz nicht. Bei Frauen ist der Anteil noch größer. Laut einer neuen Umfrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) http://diw.de unter mehr als 1.000 Menschen kann zudem ein Drittel nicht korrekt auf einfache Finanzfragen antworten.
Wissenslücken als Risikofaktor
Der Umfrage nach lassen sich Menschen außerdem einfacher von einem Kredit überzeugen, wenn dessen Kosten nicht nur prozentual angeben werden, sondern auch in Monatsbeträgen. So nutzen aktuell knapp 20 Prozent der Befragten einen Konsumkredit, also haben einen Konsumentenkredit oder nehmen den Dispokredit ihres Girokontos in Anspruch. Von diesen kennen 44 Prozent nicht ihren genauen Zinssatz.
“Mangelndes Zinswissen ist ein Risikofaktor für eine Überschuldung. Es ist also wichtig, aus verbraucherschutzrechtlichen Aspekten sowie aus gesamtökonomischen Erwägungen genau auszuloten, wie Verbraucher eine für ihr Budget angemessene Kreditentscheidung treffen”, warnt DIW-Berlin-Studienautorin Jana Hamdan. Alarmierend sei auch der Gender Gap: 55 Prozent der befragten Frauen mit Konsumkredit kennen ihren Zins nicht gegenüber 34 Prozent der Männer. Frauen haben außerdem eine deutlich geringere Finanzbildung als Männer.
Kleine Raten sind oft Lockmittel
In einem Experiment der Ökonomen zeigen sich die Befragten preissensibel: Große Kredite und hohe Zinsen werden eher abgelehnt als kleine. Irrational verhalten sie sich aber bei der Entscheidung, wenn die Zinskosten prozentual oder absolut dargestellt werden, obwohl sich die Höhe der Kosten dadurch nicht verändert. Der Kredit wird immer dann am ehesten aufgenommen, wenn die Zinskosten neben dem prozentualen Zinssatz in absoluten Beträgen angeben werden, insbesondere, wenn es sich um niedrige Monatsbeträge handelt.
“Kleine Kostenbeträge verleiten Menschen offensichtlich eher dazu, sich zu verschulden. Dies birgt die Gefahr, die Gesamtbelastung der Kosten eines Kredits zu unterschätzen und in die Schuldenfalle zu geraten. Der Verbraucherschutz sollte dies berücksichtigen”, fordert Ökonomin Hamdan und ergänzt: “Insbesondere bei den Dispokrediten ist eine transparentere Kommunikation nötig. Außerdem wäre mehr finanzielle Bildung, insbesondere für Frauen, hilfreich.”
Florian Fügemann,
fuegemann@pressetext.com
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