Wien (02.08.2023)
Wie fühlt man sich als ehrlicher Handwerker, wenn man sieht, was am Möbelmarkt alles gelaufen ist? Ziemlich beschienen, würde ich sagen, wenn man sich immer an die Regeln gehalten hat, Abgaben bezahlt hat, immer greifbar für die Konsumenten ist und so ganz nebenbei auch zahlreiche Facharbeiter ausgebildet hat und obendrein zusehen hat müssen, wie Möbel und Wohnen zu einem billigen Schnäppchen mit Wegwerfcharakter geworden sind. Und was fühlt man als normaler Bürger, der das ganze Fiasko über die Steuern finanziert hat, der erkannt hat, das es dem Kaptial nur um das Kapital geht? Jetzt nur nicht fluchen – ist zu spät.
Aber vielleicht lernen wir daraus, schätzen wieder die kleinen Strukturen des Handwerks. Wertschätzung, Ehrlichkeit und Nachhaltigkeit sind Pfeiler unserer Gesellschaft. Es sind die Klein- und Mittelbetriebe, wie die 8.320 Tischler in Österreich, die das Rückgrat der Wirtschaft bilden. Dieser Fakt wird oft von der Politik und den Konsumenten verdrängt oder zu wenig wertgeschätzt. Es ist an der Zeit, neu zu denken und ehrliches Handwerk zu forcieren und zu thematisieren. 8.320 Tischler österreichweit leisten großartige Arbeit für Menschen, Natur und die Jugend. Sie sind immer da, wenn sich die Großen längst aus dem Staub gemacht haben. Sie bleiben, weil sie verwurzelt sind und nicht nur auf Profit ausgerichtet sind. Das billige Verramschen tut den Tischlern in der Seele weh, weil sie nicht nur an das Heute denken, sondern nachhaltig für das Morgen vorsorgen. Wie machen sie das? Mit ehrlichem Handwerk und Freude am Beruf.
Die Großfläche tut nicht gut
Was am österreichischen Möbelmarkt passiert ist, ist traurig für die Menschen, die dort arbeiten, für die Konsumenten und die vielen Zulieferbetriebe. Es war aber alles vorhersehbar. Drei Handelsgruppen teilten sich den Markt auf. Sie lieferten sich Rabattschlachten, gaben den Preisdruck an die Handelspartner weiter. Enorme Werbeausgaben und Förderungen von staatlicher Seite ließen die Konstrukte glänzen. Am Ende pickt sich ein Investor, der Übung in diesen Dingen hat, die besten Immobilien raus und die Möbelhäuser sind Geschichte.
Wohnen und Möbel haben einen Stellenwert
Regionalität und Nachhaltigkeit werden immer wichtiger für unsere Gesellschaft. Es gilt, Dinge zu erhalten, den Lebenszyklus zu verlängern und die Wertschätzung voranzutreiben. Auch wenn für viele Konsumenten dieses Gedankengut bei Kaufentscheidungen nicht immer zum Tragen kommt, weil man in Rabatten denkt, wenn es um den Kaufentscheid bei Möbeln geht. “Wir sind unserer Zeit vielleicht ein wenig voraus, weil wir vieles erhalten möchten, uns der Wegwerfgedanke fremd ist und uns gutes Handwerk im Einklang mit der Natur und den Menschen, die in unseren Möbeln wohnen, einfach wichtig ist”, fasst Landesinnungsmeister Herbert Sigl das Gedankengut der Tischler zusammen.
Tischlerarbeit ist Qualitätsarbeit, sowohl in der Bautischlerei als auch in der Möbeltischlerei. Der Tischler setzt Ideen um und schafft Werte für Generationen. Auch im Bereich der Sanierung oder bei Umbauten glänzt der Tischler mit seiner Expertise. Tischlereibetriebe sind kleine Einheiten und oft Familienbetriebe, die seit Generationen das Handwerk vorantreiben. Wer so gestrickt ist, kann und will sich keine Spekulationen leisten. Für die Tischler zählt ehrliche Arbeit mit Handschlagqualität und davon profitiert die ganze Gesellschaft.
Fundierte Ausbildung sichert Arbeitsplätze
Tischler wird man nicht zufällig. Viele haben schon früh eine Affinität zum Gestalten und handwerklichen Arbeiten. Der Beruf wird oft zur Berufung. Auch wenn die Digitalisierung und das Arbeiten mit großen Maschinen zum Berufsalltag gehören, macht das Arbeiten mit dem Hobel und den eigenen Händen Spaß. Bei Lehrlingswettbewerben und Berufsweltmeisterschaften kann man sich von dem hohen Niveau des heimischen Nachwuchses überzeugen. Berufsschule und die ausbildenden Tischlereien arbeiten an einem Strang und garantieren eine fundierte Ausbildung. Die Meisterprüfung ist übrigens am selben Niveau wie der Bachelor angesiedelt.
Eine Tischlerlehre ist ausbildungsmäßig ein echtes Sprungbrett, welches viele Möglichkeiten auch neben der Facharbeiterkarriere zulässt. Am WIFI, in der Meisterschule in Pöchlarn oder in der HTBLA Hallstatt kann die Meisterprüfung abgelegt werden, welche auch zum Antritt zur Berufsreifeprüfung berechtigt. Als Fachkraft mit Hochschulreife kann eine akademische Karriere ins Auge gefasst werden. Hier bietet sich der Einstieg in den Bachelor-Studiengang für Innenarchitektur und 3-D Gestaltung an der New Design Universität in St. Pölten an.
FRISCHBLUT Markenführung und Kommunikations GmbH,
Petra Punzer