Würzburg (18.12.2020) –
Mit den sich häufenden positiven Meldungen zu verschiedenen Impfstoffen, die eine hohe Wirksamkeit gegen Covid-19 zeigen, hat sich auch das konjunkturelle Blatt deutlich aufgehellt und damit auch der Ausblick für die Aktienmärkte.
“Wir gehen davon aus, dass in Europa bis September 65 – 70 Prozent der Bevölkerung geimpft sein wird”, erläutert Dr. Achim Hammerschmitt, der Leiter der Vermögensverwaltung der Fürstlich Castell’schen Bank. “In den USA könnte diese Quote schon im Mai erreicht sein und damit ein ‘back to normal’ ermöglichen.”
Die Aktienmärkte konzentrieren sich nun schon auf die Zeit nach Corona. Die Mischung aus weiterhin niedrigen Zinsen vor allem in Europa, aber auch in den USA, gepaart mit dem Wegfall der Corona-Restriktionen dürfte die Unternehmensgewinne deutlich unterstützen, so Hammerschmitt.
Allerdings sind Tech-Werte schon sehr weit gelaufen. Der NASDAQ hat beispielsweise seit Jahresbeginn 43 Prozent zugelegt, der Dow Jones nur knapp 6 Prozent. In Europa konnte der Dax auf Jahresfrist nur 0,4 Prozent zulegen und der britische FTSE hat sogar 13 Prozent verloren.
“Wir setzen auf zyklische Werte und Regionen im nächsten Jahr”, erklärt Hammerschmitt. “Das bedeutet in Europa vor allem britische Aktien, da hier am meisten Potenzial bei einer zyklischen Erholung liegt. Im pazifischen Raum sehen wir eine Chance für Japan wieder zu glänzen.”
Hinzu kommt, dass Tech-Werte besonders sensibel auf höhere Zinsen reagieren. Auch wenn Zinserhöhungen in den USA noch nicht immanent sind, dürfte die FED die Zinsen aber schneller anheben als die EZB, da sich die Inflation in den USA dynamischer entwickelt.
“Tech-Werte werden wie alle Aktien mit sogenannten DCF-Modellen bewertet, die zukünftige Einnahmen auf heute abdiskontieren, der Diskontsatz hängt natürlich vom Leitzins der Zentralbank ab”, so Hammerschmitt. “Bei Wachstumstiteln sind die Einnahmen stark wachsend und wenn die Zinsen steigen, schrumpft der errechnete heutige Wert stärker als bei weniger dynamisch wachsenden Firmen.”
2021 sollten vor allem die Unternehmen an Wert gewinnen, die von einer Normalisierung profitieren, das sind zyklische und sogenannte Value-Titel, die besonders günstige Bewertungen aufweisen. Risiken gibt es natürlich auch. So könnte ein starkes Anspringen der Inflation in den USA zu früheren Zinserhöhungen führen als momentan angenommen und dann letztendlich auch zu einer Reduzierung des Stimulus – dem sogenannten “Tapering”. “Aktienmärkte könnten darauf mit höherer Volatilität und aber auch Kursverlusten reagieren”, erklärt Hammerschmitt.
Fürstlich Castell’sche Bank, Credit-Casse AG
Harald Dürr