London (01.09.2023) –
Nur Unternehmen, die Marktmacht haben, konnten seit Beginn des Eroberungskrieges Russlands gegen die Ukraine ihre Gewinnmargen steigern, so eine Studie der Bank of England. In dem Bericht heißt es, dass “Übergewinne” auf bestimmte Sektoren der britischen Wirtschaft wie Energie und Einzelhandel beschränkt seien. Die Gewinne in der gesamten Wirtschaft seien dagegen aufgrund höherer Kosten gesunken. Die Studie ist der erste tiefgreifende Beitrag der Bank zur Debatte über eine angebliche “Gierflation”. Dieser Begriff steht für Unternehmen, die in ihrer Gier die steigenden Lebenshaltungskosten nutzen, um Gewinnmargen überproportional auszuweiten, also “Übergewinne” erzielen und die Inflation ankurbeln.
Fehlinterpretation durch Vermischung
Laut den Autoren Sophie Piton, Ivan Yotzov und Ed Manuel haben einige Kennzahlen in den 18 Monaten seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine zwar steigende Gewinne gezeigt, aber diese neigten dazu, Unternehmen, die unter Marktbedingungen operierten, mit dem öffentlichen Sektor zu vermischen. Durch diese Maßnahmen entfielen auch wichtige Unternehmenskosten.
“Wir konstruieren ein alternatives Maß für Unternehmensgewinne, um die Margen britischer Unternehmen zu erfassen, die alle Produktionskosten übersteigen. Diese Kennzahl ist seit Anfang 2022 rückläufig, was mit den Belegen aus historischen Energieschocks übereinstimmt. Dieser Rückgang ist jedoch nicht für alle Unternehmen einheitlich: Unternehmen mit höherer Marktmacht waren besser in der Lage, ihre Margen zu erhöhen; andere haben starke Rückgänge erlebt”, heißt es.
Übergewinne sinken seit 2022
Anhand ihres Maßstabs urteilen die Londoner Ökonomen, dass die Übergewinne 2021 während der raschen Erholung der Nachfrage nach dem Lockdown gestiegen sind, was mit dem Anstieg der Aufschläge während der COVID-Erholungsphase übereinstimmt. “Sie begannen jedoch, im Jahr 2022 zu sinken, als der Ukraine-Krieg begann. Dieser Rückgang der Übergewinne spiegelt zum Teil höhere Kapitalkosten für Unternehmen wider, die aufgrund steigender Zinssätze seit Anfang 2022 höhere Zinszahlungen für den Schuldendienst leisten müssen.” Die Ökonomen stellten auch fest, dass Gewinne von Unternehmen in energieintensiven Branchen stark negativ und von Unternehmen mit weniger Wettbewerbern nur gering beeinflusst wurden.
Wolfgang Kempkens,
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