Glasfaser-Web: Jeder Dritte wird ausgebremst

Heidelberg (24.07.2023)

Die Nachfrage an Glasfaser-Internet übersteigt nach wie vor das Angebot in Deutschland. Zu dem Fazit kommt eine Online-Umfrage des Vergleichsportals Verivox unter 1.005 Personen. Demnach hätte fast jeder dritte Deutsche gerne einen Glasfaser-Internetanschluss, kann aber derzeit keinen bekommen. Nur 19 Prozent haben bereits einen Glasfaser-Anschluss und weitere neun Prozent haben sich dafür vormerken lassen.

Nur langsamer Ausbau

“Der deutsche Glasfasermarkt entwickelt sich nur langsam, auch wenn sich inzwischen mehr Unternehmen am Ausbau beteiligen. Oft konzentrieren sich die verfügbaren Anschlüsse noch auf Metropolregionen. Hingegen zieht der ländliche Raum nur langsam nach, obwohl dieser in punkto Bandbreite am meisten aufzuholen hätte”, verdeutlicht Verivox-Telko-Experte Jens-Uwe Theumer.

Im Schnitt gibt es im Norden die meisten FTTH-Anschlüsse (25 Prozent), Süddeutschland schneidet mit 16 Prozent schlechter ab. Diese Nord-Süd-Kluft wird auch in den jüngsten Daten zur FTTH-Verfügbarkeit sichtbar: Laut Bundesbreitbandatlas könnten in Hamburg und Schleswig-Holstein über 40 Prozent der Haushalte einen FTTH-Anschluss bekommen, in Bayern und Baden-Württemberg liegt die Quote nur bei 19 respektive elf Prozent.

Tendenz zum Ballungsraum

Ein Stadt-Land-Gefälle lässt sich in der Umfrage nicht feststellen; die FTTH-Quote liegt sowohl im ländlichen als auch im städtischen Raum bei rund 19 Prozent. Dennoch gibt es beim Glasfaserausbau (noch) eine Tendenz zum Ballungsraum. Laut Branchenverband VATM wird trotz der stabilen und zukunftssicheren Technik derzeit nur rund ein Viertel der verlegten Glasfaseranschlüsse auch tatsächlich aktiviert.

Denn das Preis-Leistungs-Verhältnis von DSL- und Kabelzugängen wird oft noch als ausreichend gesehen – zumindest in städtischen Regionen, wo diese Technologien gut ausgebaut sind. “In Deutschland wurde sehr lange auf DSL-Vectoring und die aufgerüsteten Kabelnetze gesetzt. Das über viele Jahre gut funktionierende Kupfernetz erwies sich rückwirkend als Bürde, weil es Investitionen in neue Technologien weniger dringlich erscheinen ließ”, so Theumer.

Florian Fügemann,
fuegemann@pressetext.com