Kiew/Moskau (20.07.2023) –
Die Ukraine hat global agierende Unternehmen dazu aufgerufen, ihre geschäftlichen Aktivitäten in Russland aufzugeben und sich stattdessen im kriegsgebeutelten Nachbarland anzusiedeln. Hintergrund für den Aufruf ist die aktuelle Unterzeichnung eines Dekrets durch Vladimir Putin am Sonntag, mit dem die russische Regierung die “temporäre Administration” der russischen Ableger des französischen Lebensmittelriesen Danone und des dänischen Bierbrauers Carlsberg übernimmt. Der Kreml reagiert damit auf die Beschlagnahmung russischer Assets durch den Westen.
Mit 200 Unternehmen in Kontakt
“Wir interessieren uns sehr für Unternehmen, die ihre Investitionspläne in Russland auf Eis gelegt haben”, zitiert “CNBC” Sergiy Tsivkach, CEO von UkraineInvest. Die ukrainische Regierungsbehörde will ausländische Direktinvestitionen forcieren und das eigene Land als sichere langfristige Investmentoption bewerben. “Wir haben knapp 200 internationale Firmen identifiziert, die ihre geschäftlichen Aktivitäten in Russland beendet haben und sind mit ihnen in Kontakt, um die Möglichkeiten zu besprechen, Fabriken in der Ukraine anstatt in Russland zu bauen”, erklärt Tsivkach.
Dem Chef der Behörde zufolge geht es aber auch darum, mehr Unternehmen, die gegenwärtig noch in Russland aktiv sind, zu überzeugen, von dort abzuziehen. Die CEOs dieser Firmen sollten dabei nicht nur ethische Implikationen berücksichtigen, sondern auch die potenziell vielversprechenden geschäftlichen Möglichkeiten eines vollständigen Rückzugs aus Russland im Auge haben, fordert Tsivkach: “Wir verstehen, dass es nicht leicht sein kann, das Geschäft in Russland aufzugeben. Das sollte aber an oberster Stelle der Agenda für alle CEOs von globalen Unternehmen stehen, die noch immer in der Ukraine operieren.”
1.000 Firmen beschränken Aktivitäten
Den jüngsten Analysen der Yale School of Management zufolge haben mittlerweile bereits über 1.000 Unternehmen bekanntgegeben, ihre geschäftlichen Aktivitäten in Russland freiwillig zumindest auf das absolute Mindestmaß zu beschränken, das die gegenwärtig geltenden internationalen Sanktionen erlauben. Einige Firmen sind aber trotzdem standhaft geblieben und operieren dort weiter ohne Einschränkungen. “Ich finde, sie sollten sich schneller entscheiden. Es geht schließlich nicht nur darum, den Krieg und die Gewalt zu beenden. Es geht darum, dass jedes seriöse internationale Unternehmen eigentlich während und nach dem Krieg nicht in Russland Geschäfte machen sollte”, so Tsickach.
Markus Steiner,
steiner@pressetext.com