Millionen Briten in unsicheren Jobs gefangen

Lancaster (19.07.2023) –

46 Prozent der britische Arbeitnehmer, deren Jobs nicht sicher zu sein scheinen, würden einen anderen Arbeitsplatz finden, wenn sie wechseln wollten. Doch das trauen sich viele nicht, weil sie sich aufgrund einschränkender Faktoren wie Kosten und Verfügbarkeit von Kinderbetreuung und des Mangels an lokalen Beschäftigungsmöglichkeiten gewissermaßen gefangen fühlen. Das haben Forscher der Work Foundation an der Lancaster University herausgefunden.

Viele kommen kaum zurecht

Angesichts der anhaltenden Inflation sowie steigender Zinssätze und Lebensmittelkosten warnt der Think Tank, dass Millionen unsicherer Arbeitsplätze in Großbritannien wegen der Volatilität der Löhne, Arbeitszeiten und des Mangels an Grundschutzmaßnahmen wie Kranken- und Sozialleistungen gefährdet sind. 28 Prozent der Arbeitnehmer, deren Jobs nicht sicher sind, haben zudem Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen, wobei Frauen am stärksten betroffen sind.

Die Work Foundation hat 4.000 britische Arbeitnehmer – 2.000 in unsicheren und 2.000 in sicheren Arbeitsverhältnissen – befragt. Die Forscher wollten verstehen, warum sich Menschen dafür entscheiden, in unsicheren Arbeitsverhältnissen zu bleiben, die unvorhersehbare Bezahlung, keine Garantie für feste Arbeitszeiten oder künftige Arbeit sowie keinen Zugang zu Arbeitnehmerrechten und -schutz bieten. Auch haben sie die Faktoren untersucht, die ihre Entscheidungen beeinflussen.

Staatliche Eingriffe gefordert

“Die Realität ist, dass sich Arbeitnehmer in unsicheren Verhältnissen durch Umstände, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen, in diesen Jobs gefangen fühlen. Ohne staatliche Eingriffe zur Überwindung dieser Hindernisse werden sie in Zukunft wahrscheinlich daran gehindert werden, Zugang zu sichereren Arbeitsplätzen zu erhalten. Da unser Lebensstandard weiter sinkt und das Vereinigte Königreich am Rande einer weiteren Rezession steht, war ein stabiler und gut bezahlter Arbeitsplatz noch nie so wichtig wie heute”, so Ben Harrison, Direktor der Work Foundation.

Arbeitnehmer in sichereren Arbeitsverhältnissen seien besser in der Lage, wirtschaftliche Turbulenzen zu überstehen. Bei Millionen von Arbeitnehmern, die in stark unsicheren Arbeitsverhältnissen gefangen sind, sei das nicht der Fall. Sie hätten um ihren Lebensstandard zu kämpfen, und das wirke sich nicht nur auf ihren Geldbeutel, sondern auch auf ihre psychische Gesundheit aus.

Wolfgang Kempkens,
kempkens@pressetext.com