Japans Unternehmen lassen Afrika links liegen

Tunis/Tokio (05.09.2022) –

Die lange erwartete Explosion japanischer Investitionen in Afrika bleibt mehr Wunsch als Realität, so eine Umfrage der japanischen Regierung, die am vergangenen Wochenende den Delegierten der achten Ausgabe der “Tokyo International Conference on African Development” (TICAD) in Tunis vorgestellt wurde.

Misslungener Kurzwechsel zum Privaten

Auf der vergangenen TICAD, die 2019 in Yokohama stattfand, versuchte Tokio, von einer Politik, die sich auf öffentliche Entwicklungshilfe konzentriert, zu einem auf privaten Investitionen basierenden Ansatz überzugehen. Aber japanische Unternehmen sind traditionell vorsichtig, wenn es um Investitionen in Afrika geht. Doch es gibt ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Die Zahl der japanischen Unternehmen, die in Afrika investieren wolle, ist binnen Jahresfrist um mehr als sechs auf 49 Prozent gestiegen.

45 Prozent der Unternehmen erwarten dagegen, auf dem gleichen Investitionsniveau zu verharren. Nur fünf Prozent lassen ihre afrikanischen Aktivitäten schrumpfen. Darüber hinaus berichten fast 50 Prozent der befragten Unternehmen, dass die Bedeutung Afrikas für ihr Geschäft in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat, wobei 60 Prozent erwarten, dass Afrika in den nächsten fünf Jahren noch wichtiger wird. Im Gegensatz dazu steht, was japanischen Unternehmen tatsächlich investieren. Während Großbritannien und Frankreich mit 65 beziehungsweise 60 Mrd. Dollar 2021 führend waren, gefolgt von den USA mit 44 und China mit 43 Mrd. Dollar, war Japan mit nur 5,8 Mrd. Dollar dabei. 2013 lagen die Investitionen schon einmal bei zwölf Mrd. Dollar.

Investitionen in den Vertrieb dominieren

Vielleicht noch besorgniserregender für Afrika ist die Art der geplanten Expansion japanischer Unternehmen. Während viel über das Potenzial Japans gesprochen wurde, zu Afrikas Traum von einem robusten, hochwertigen Pfad beizutragen, plant die überwiegende Mehrheit der Unternehmen – über 69 Prozent – lediglich, ihre Vertriebsfunktion auszubauen, um vom wachsenden Binnenmarkt des Kontinents zu profitieren. Im Gegensatz dazu haben nur 21 Prozent Pläne, ihre Produktion in Afrika auszuweiten, wobei weniger als 20 auf hohe Wertschöpfung zu setzen.

Die Zurückhaltung hat allerdings auch Gründe. Politische und soziale Instabilität sehen 56 Prozent der japanischen Unternehmen als Risiko, wobei es gleichermaßen Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Sicherheit und der Politik der Länder gibt. Die Unternehmen nennen auch Finanzierungsprobleme (47 Prozent), schlechte Infrastruktur (44 Prozent), Einstellungs- und Personalprobleme (40 Prozent) und Handelsregulierungen (34 Prozent). Zu den bevorzugten Ländern für Investitionen gehören Kenia, Südafrika, Nigeria und Ghana, das vom achten Platz im Jahr 2017 auf den vierten Platz im Jahr 2021 gestiegen ist. Kenia gehört zu den wichtigsten Rosenexporteuren der Welt, auch im Fairtrade-Bereich.

Wolfgang Kempkens,
kempkens@pressetext.com

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