Software: Freemium-Modell ist oft ineffektiv

Chicago (24.01.2022) –

Das im Software-Bereich gängige Freemium-Modell ist nur bedingt geeignet, wirklich Umsatz zu generieren. Das zeigt eine im “Strategic Management Journal” http://strategicmanagement.net/smj veröffentlichte Studie, die Daten aus Apples App Store nutzt. Insbesondere profitiert demnach gerade in Märkten mit starken Netzwerkeffekten speziell der Marktführer, der seinen Vorsprung dank Freemium weiter ausbauen kann – was für den Markt letztlich nicht optimal ist.

Beispiel Games-Apps

Das Freemium-Modell, das User mit einer Gratis-Version ködert und dann zum Zahlen für zusätzliche Features zu animieren sucht, ist bei Software weitverbreitet. “Freemium-Strategien erscheinen oft als natürliche Art, Netzwerkeffekte auszunutzen”, meint Studien-Erstautor Kevin J. Boudreau, Professor für Unternehmertum und Innovation an der Northeastern University. Denn die Gratis-Version bringt mehr Nutzer. Allerdings war bisher schlecht untersucht, wie sich das letztendlich wirklich auf die Einnahmen auswirkt.

Boudreau und seine Kollegen haben daher den Start von Apples “Game Center” 2010 und dessen Auswirkungen auf 485 App-Marktkategorien analysiert. Denn dieser hat starke Netzwerkeffekte insbesondere bei Games mit interaktiven oder Multiplayer-Features bedingt, weshalb viele Apps innerhalb von 70 Tagen auf ein Freemium-Modell umgestiegen sind. In Verbindung mit den Daten aus 70 Tagen vor dem Start des Game Centers konnten die Forscher so für über 1,4 Mio. Apps die Auswirkungen der Umstellungen analysieren. Dank Daten eines Markting-Analytics-Unternehmens waren sie dabei in der Lage, Apps in Kategorien einzuteilen und Marktführer zu bestimmen.

Marktführer bauen Vorsprung aus

Die Forscher haben Apples tägliche Liste der Top-500-Apps genutzt, um die Einnahmen abzuschätzen. So konnten sie zeigen, dass in Märkten mit starken Netzwerkeffekten die Umsatzlücke zwischen Marktführer und erstem Verfolger durch Freemium-Strategien um 55 Prozent gewachsen ist. “Netzwerkeffekte hatten keinen Einfluss auf rein bezahlte Produkte, aber den Vorteil des Marktführers stark verstärkt, wo Freemium-Strategien zum Einsatz kommen”, sagt Studien-Mitautor Milan Miric, Datenwissenschaftler an der University of Southern California.

Die Studie legt also nahe, dass sich Netzwerkeffekte und Freemium-Modelle entgegen in der Software-Branche gängigen Annahmen nicht immer vertragen. Unternehmen, die in ihrem Bereich nicht Marktführer sind, können durch die Kombination aus beidem letztlich sogar Boden verlieren. Darunter leidet der Markt selbst, da Wettbewerb und Innovation zurückgehen.

Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com

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