Athen (06.09.2021) –
In Griechenland ist es nicht möglich, legal ein Kfz-Wunschkennzeichen zu erwerben. Doch gibt es eindeutig einen Schwarzmarkt für auffallende Ziffernfolgen, so eine Studie der Wirtschaftsuniversität Athen http://aueb.gr/en . Der Analyse zufolge finden sich Schnapszahlen und andere besondere Kombinationen öfter an Luxusautos, als das bei zufälliger Zuweisung der Fall sein sollte. Die Forscher vermuten dahinter “Geltungskorruption” – wer hat, kann mit seinem Schild schließlich wie mit legalen Gütern prahlen.
Geltung um jeden Preis
Ob teurer Schmuck, Kunst oder Reisen an Luxusdestinationen: Mit sogenanntem Geltungskonsum versuchen Menschen, ihren sozialen Status zu unterstreichen. In Griechenland gilt es als offenes Geheimnis, dass Reiche auch gerne mit auffälligen Nummernschildern prahlen, an die sie nur durch Bestechung kommen konnten. Um diese Annahme zu prüfen, haben die Informatiker Panos Louridas und Diomidis Spinellis eine statistische Analyse durchgeführt, wie häufig Schilder mit markanten Ziffernkombinationen an unterschiedlichen Fahrzeugen zu finden sind.
Tatsächlich tauchen demnach Anordnungen wie symmetrische Ziffernfolgen oder Schnapszahlen auffallend oft an Luxusautos und Fahrzeugen mit PS-starken Motoren auf. Würden die Kennzeichen tatsächlich wie von Rechts wegen vorgesehen zufällig zugewiesen, dürfte das nicht in diesem Ausmaß der Fall sein. Dieses Ergebnis passe zu anderen vom griechischen Verkehrsministerium gesammelten Hinweisen darauf, dass es in Griechenland gängig ist, sich durch Bestechung interessante Nummernschilder zu sichern.
Korruption für Prestigezweck
Die Forscher betonen, dass es in Griechenland gar nicht so teuer zu sein scheint, illegal an ein auffallendes Nummernschild zu kommen. Das Prestige, das solche Kennzeichen vermitteln, dürfte also weniger an deren monetären Wert liegen als an einem besonders hohen symbolischen Wert der Geltungskorruption. Denn wer an ein solches Schild kommen kann, hat praktisch “den Bogen raus” und zeigt, dass er über den Regeln steht.
Zur Studie “Conspicuous corruption: Evidence at a country level”: http://bit.ly/3DG2Ja5
Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com