Investoren: Rot sehen fördert Pessimismus

Lawrence (02.04.2021) –

Wenn Investoren in Unterlagen über Finanzdaten die Farbe rot sehen, beeinflusst das ihr Risikoverhalten und kann beispielsweise Pessimismus in Sachen Aktienrenditen bestärken. Das zeigt eine in “Management Science” erschienene Studie. Andere Farben wirken sich völlig anders aus. Der Effekt hängt wohl damit zusammen, welche Rolle Rot speziell im Westen als Signalfarbe zukommt – denn in China fällt er deutlich geringer aus.

Schlechtes Signal

“In westlichen Kulturen beginnt die Konditionierung zur roten Farbe und ihr Erleben früh in der Schule, wenn Schüler Feedback zu Fehlern in Rot bekommen”, sagt Studien-Erstautor William Bazley, Wirtschaftsprofessor an der University of Kansas https://ku.edu . Generell dient die Farbe oft als Warnung vor Gefahren und möglichen negativen Konsequenzen. Eben das dürfte dazu führen, dass Investoren auf in Rot aufbereitete Finanzinformationen etwas eigen reagieren, wie die Forscher in acht Experimenten nachweisen konnten.

Am überraschendsten war dabei laut Baszley, dass Rot anscheinend negative Erwartungen in Sachen Aktienerträge prolongieren kann. Blau und Schwarz haben hier einen entgegengesetzten Effekt. “Das legt nahe, dass die Nutzung von Farben große Auswirkungen auf die Liquidität des Aktienmarkts in Krisenzeiten und bei Momentum-Anomalie haben kann”, meint der Ökonom. Finanzplattformen sollten sich also genau überlegen, wie sie Farben nutzen. Falsche Farbgestaltung könnte Investoren davon abhalten, eine Plattform überhaupt zu nutzen oder kritische Entscheidungen verzögern.

Kultureller Effekt

Die Forscher haben auch festgestellt, dass die Wirkung von Rot in Finanzunterlagen tatsächlich mit der kulturellen Konditionierung im Westen zusammenhängen dürfte. Denn in China, wo Rot eigentlich für Wohlstand steht, ist dieser Effekt klar abgeschwächt. Die Studie zeigt somit, dass Farbpsychologie wohl auch in der Wirtschaft stärker berücksichtigt werden sollte – unter anderem eben als Faktor in der Entscheidungsfindung im Finanzsektor.

Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com

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