Welthandel verstärkt Armutsfallen nur
Santa Fe (30.10.2017) -
Globaler Handel: Bringt keine Veränderung (Foto: Bernd Sterzl, pixelio.de) Der Wettbewerb auf dem globalen Markt sorgt nach gängiger Meinung darwinistisch dafür, dass auch unvorteilhafte Organisationsstrukturen und soziale Normen verschwinden. Doch eben das stimmt nicht, so ein Theorem von Forschern des Santa Fe Institute https://santafe.edu und der Universität La Sapienzia https://uniroma1.it . Vielmehr führt der Welthandel nur dazu, dass in Verliererländern der globalen Wirtschaft für die Produktivität nachteilige Praktiken sogar verstärkt werden. Dauerhaft am wenigsten schlecht Im globalen Wettbewerb werden besonders Länder abgehängt, in denen institutionelle Gepflogenheiten oder soziale Normen einer günstigen Produktion im Wege stehen. Die gängige Annahme, dass sich daraufhin die Gepflogenheiten ändern, ist laut eines im "American Economic Journal: Microeconomics" erschienenen Theorems aber offenbar falsch. Statt in Gewinnerländern gängige Organisationsmethoden und Normen umzusetzen, verstärken Verliererländer bisherige Praktiken. "Das bedeutet in dem Ausmaß, in dem Institutionen und Kulturen ein Land zurückhalten, wird mehr Handel mit anderen Ländern nicht ein Wettrennen an die Spitze auslösen. Es sperrt Länder in ihren Status Quo", meint Samuel Bowles, Ökonom am Santa Fe Institue. Denn im Prinzip erlaube Freihandel jedem Land, sich auf genau das zu spezialisieren, worin es am wenigsten schlecht ist. "Es wird also dazu tendieren, jene Institution oder Kultur, das an seiner Rückständigkeit schuld ist, persistenter zu machen." Baumwoll-Versagen Das hat laut Santa Fe Institute schon der amerikanische Süden vor dem US-Bürgerkrieg gezeigt. Dieser war dank Sklaverei globaler Baumwollkönig. Daher haben die Südstaaten weiter an der Sklaverei festgehalten, als eigentlich klar wurde, dass mit der Peitsche motivierte Arbeitskraft nicht den Anforderungen der industriellen Revolution genügt. Eben deshalb wurde der Süden der USA letztlich wirtschaftlich abgehängt - was ihm im Prinzip bis heute nachhängt. Thomas Pichler, pichler@pressetext.com |