USA: Bildung schützt Minderheiten nicht vor Abstieg


Wien/St. Louis (20.08.2015) -

Bei der Arbeit:
College schützt nicht vor Abstieg
(Foto: flickr/Jorge Quinteros)

Ein hoher Bildungsabschluss ist in den USA noch lange keine Garantie für das erfolgreiche Überstehen einer langjährigen Rezession. Vor allem Afroamerikaner und Hispanics profitieren von ihrer Ausbildung vergleichsweise wenig. Weiße und Asiaten können sich hingegen in den meisten Fällen darauf verlassen, dass ihr Abschluss letztlich Früchte trägt. Das geht aus einer Studie https://bit.ly/1LfposH der Notenbank in St. Louis hervor.

Bildung allein reicht nicht

"Der langfristige Trend ist furchtbar eindeutig", so Willim R. Emmons, Ökonom und Co-Autor der Studie, gegenüber der "New York Times". "Weiße und asiatische College-Absolventen schlagen sich weitaus besser als jene ohne College-Abschluss. Bei Afroamerikanern und Hispanics ist jedoch das Gegenteil der Fall." Die Ergebnisse bringen das idealtypische Bild von der Ausbildung als Absicherung gegen Armut ins Wanken und zeigen auf, dass die ethnische Kluft nicht allein durch verbesserte Bildungschancen verringert werden kann.

Die Ökonomen ziehen einen vierjährigen College-Abschluss als Hauptkriterium heran und stellen dar, wie sich das mediane Nettovermögen der US-Haushalte - aufgeteilt nach ethnischer Zugehörigkeit - zwischen den Jahren 2007 und 2013 entwickelt hat. Zwar liegt es bei College-Absolventen ungeachtet der ethnischen Zugehörigkeit deutlich über jenem von nicht College-Absolventen, doch mussten ausgerechnet gut ausgebildete Afroamerikaner und Hispanics während der Krise einen stärkeren Wohlstandsverlust hinnehmen als ihre weniger gebildeten "Landsleute", und ebenso als Weiße und Asiaten mit und ohne Abschluss.

Abstieg trotz College-Zeugnis

Jene Haushalte, die von Hispanics mit College-Erfahrung geführt werden, mussten Einbußen von 71,9 Prozent hinnehmen, während ihre "Landsleute" ohne College-Abschluss "nur" 41,2 Prozent ihres Vermögens verloren. Bei den afroamerikanischen Haushalten ist das Bild ähnlich, wenn auch weniger drastisch. Jene mit College-Vergangenheit hatten ein Minus von 59,7 Prozent zu verdauen, während jene ohne College-Hintergrund "nur" um 37,3 Prozent ärmer sind als vor der Krise.

Weiße Haushalte mit College-Abschluss sind im Zuge der Krise 16 Prozent ihres Vermögens losgeworden. Jene, die kein College besucht haben, mussten jedoch Einbußen in der Höhe von 32,9 Prozent hinnehmen. Asiaten mit Abschluss haben als einzige ethnische Gruppe während der Krisenjahre sogar ihr Vermögen ausbauen können - um 5,1 Prozent. Jene ohne College verloren hingegen 65,3 Prozent. Die Vermutung liegt nahe, dass Afroamerikaner und Hispanics ohne College-Hintergrund auch deshalb so wenig Einbußen hatten, da sie ohnehin verhältnismäßig wenig Kapital und Sachwerte besitzen.

Vermögensfokus auf Immobilien

Die Zahlen zeigen, dass ein höherer Bildungsgrad Weiße und Asiaten vor Wohlstandsverlusten tendenziell schützt, während Afroamerikaner und Hispanics ihnen sogar stärker ausgesetzt sind als ihre "Landsleute" mit geringerer Bildung. Die Gründe für dieses Missverhältnis sind vielschichtig. Afroamerikaner und Hispanics erfahren auf dem US-Arbeitsmarkt noch immer eine strukturelle Benachteiligung. Bemerkbar macht sich das durch Diskriminierung bei der Arbeitssuche und schlechter bezahlten Jobs. Im Vergleich zu Weißen besuchen sie zumeist auch Colleges mit einem schlechteren Ruf. Unter Afroamerikanern ist die Arbeitslosigekeit traditionell doppelt so hoch wie unter Weißen.

Hinzu kommt, dass sich eine vergleichsweise hohe Zahl dieser beiden betroffenen Minderheiten in der Vergangenheit stark verschuldet hat, um sich ein Haus zu kaufen, eine bessere Bildung zu leisten und den Aufstieg in die Mittelschicht zu schaffen. Das heißt folglich auch, dass bei den beiden Kohorten das Haushaltsvermögen stärker auf die bewohnte Immobilie konzentriert wird als bei den Vergleichsgruppen, die im Gegensatz dazu ebenso auch in Aktien und Pensionsfonds investiert sind.

Das Platzen der Immobilienblase 2008 hat bei Afroamerikanern und Hispanics weitaus größere Spuren hinterlassen als bei Weißen und Asiaten. Während die Häuser Weißer im Schnitt um 25 Prozent an Wert verloren haben, waren jene von Afroamerikanern und Hispanics nur mehr knapp die Hälfte wert. Angesichts dieser Problematik kehren Afroamerikaner und Hispanics immer mehr in den Fokus der Wahlkämpfe in den USA. Aufgrund der demografischen Entwicklung gelten beide Minderheiten mittlerweile als wahlentscheidend.


pressetext.redaktion,
Sebastian Köberl



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