Rückblick auf die IoT Asia 2016 in Singapur


Wien (13.07.2016) -

Wolfgang Pehamberger, MSc
(Foto: ADV)

Das Internet der Dinge stand im Mittelpunkt der IoT Asia 2016, die am 30. und 31. März 2016 in Singapur veranstaltet wurde. Bei dieser Fachmesse mit angeschlossenem Kongress wurde die Breite der Themen, die unter IoT zusammengefasst werden, anhand von aktuellen Beispielen beleuchtet. Dieser Artikel bietet eine Übersicht über die Inhalte der IoT Asia 2016.

IoT - Internet of Things - ein breites Feld

"Closing the GAP - From Vision to Reality" war das Motto der Veranstaltung, die in dem asiatischen Stadtstaat zum 3. Mal stattfand.

Sechs Themenkreise wurden angeboten:
* Smart Cities
* Wearables
* Design Applications
* Enablers
* Industrial IoT
* IoT Data Analytics

Das sich daraus ergebende Vortragsprogramm beleuchtete eine Vielzahl von Anwendungen und Strategien.

Singapur - die SMART NATION

Aufgrund seiner dichten Besiedlung - rund 5,5 Mio. Menschen leben und arbeiten dort - und der Offenheit gegenüber technischen Entwicklungen wurden und werden viele Technologien zur Steuerung und Überwachung eingesetzt. Bereits 2014 wurde das "Smart Nation Singapore"-Programm gestartet. Der Schwerpunkt "Smart Cities" und "IoT Data Analytics" wurde deshalb auch intensiv auf der IoT Asia 2016 behandelt.

Opening Ceremony - Eröffnung der IoT Asia 2016

Die Eröffnungszeremonie dauerte einen halben Tag und war mit vielen Fachvorträgen gespickt. Besonders erwähnenswert sind folgende Vorträge:
* Opening Address by Guest-of-Honour Dr. Vivian Balakrishnan, Minister for Foreign Affairs and Minister of the Smart Nation Initative, Singapore
* Keynote von Rob van Gijzel, Mayor of Eindhoven and Chairman of the Brainport Foundation, The Netherlands
* "Where Next for the IoT in APAC?" von Charles Reed Anderson, Vice President, Head of Mobility and IoT, IDC Asia/Pacific

Diese drei Vorträge gaben interessante Einblicke über die Entwicklung der neuen Technologien in unterschiedlichen Umfeldern in Asien und Europa. Diese und weitere Vorträge sowie einige Podiumsdiskussionen und Interviews können auf YouTube unter "IOT ASIA" angesehen werden. https://www.youtube.com/watch?v=VcCUpM-Ath4.

Closing the GAP - From Vision to Reality

Das Thema der Fachmesse und des Kongresses war sehr ambitioniert gewählt. Viele interessante Produkte und Techniken waren zu sehen oder zumindest gab es Berichte darüber. Die "Brücke" von der Vision zur Realität war nicht immer fertig ausgebaut, doch gab es schon Stege und teilweise schon breite Übergänge. Ein großes Thema waren die unterschiedlichen Normen und Technologien: Verschiedene Plattformen, unterschiedliche Protokolle und uneinheitliche Sensor-Techniken hemmen die Entwicklung. Freie Netze und proprietäre Systeme wurden immer wieder angesprochen. Dort ist in den nächsten Jahren noch viel zu tun.

Ideen, Eindrücke und Beobachtungen

Die spanische Firma Libelium stellte Systeme zur Erfassung von Umweltdaten vor. Diese Einheiten werden je nach Bedarf mit den entsprechenden Sensoren bestückt und liefern Daten über Luft- und Wasserqualität. Sensoren in den Straßen helfen bei der Parkraumbewirtschaftung.

Die Firma Bosch geht bei der Parkraum-Bewirtschaftung einen gänzlich anderen Weg. Die Fahrzeuge sind mit Sensoren ausgestattet und liefern ihre Daten, u.a. Informationen über freie Parkplätze, an ein eigenes Netz. Die Informationen werden aufbereitet und stehen allen TeilnehmerInnen danach zur Verfügung. Darunter fallen auch die Informationen über den nächsten freien Parkplatz.

Die Firma THE THINGS Network hat, beginnend mit Amsterdam, ein eigenes Netzwerk für Sensor-Netze aufgebaut. Unterschiedliche Sponsoren haben die einzelnen Gateways (ca. $ 1.000/pro Einheit) finanziert. Diese Infrastruktur steht allen zur feien Benutzung zur Verfügung. In der Zwischenzeit haben sich weltweit unzählige Initiativen gebildet, die ebenfalls diese Netzwerke betreiben und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Damit verschwindet ein wesentlicher Kostenfaktor. Weitere Informationen unter: https://www.thethingsnetwork.org . Im Laufe des Jahres ist eine neue Serie der Gateways geplant. Der Preis für die Gateways soll bei rund $ 250 liegen.

Laurent Le Pen von OMATE gab einen Überblick über die Entwicklung der ersten Androide-Smart Watch. Nach der Entwicklung der Smart Watch orientierte sich der ursprüngliche Hardware-Lieferant neu und ging Kooperationen mit verschiedenen Mode-Konzernen ein. Moderne Produkte und neue Kunden-Segmente waren das Ergebnis dieser Entwicklung.

Die Transformation vom Bauteile-Lieferant zum Produzent von Smart Watches hin zu einer Firma, die mit Mode Konzernen kooperiert, um neue Kundenschichten, die nicht technikaffin sind, zu gewinnen, war sehr interessant.

In einigen Vorträgen wurden die Probleme der alternden Bevölkerung und die Unterstützung von beeinträchtigten Personen durch neuronale Steuerung von Rollstühlen und anderen Geräten abgehandelt. Die Akzeptanz dieser Systeme ist sehr unterschiedlich. Eine Krankenschwester durch eine Maschine zu ersetzen kommt nicht immer gut an. Wie tief man in die Privatsphäre eindringen darf, um jemanden zu unterstützen und zu schützen, ist noch nicht geklärt.

Geräte, die unseren Gesundheitszustand monitoren, wären für Versicherungen interessant. Bei Missbrauch würden ernste Probleme entstehen (keine Versicherung mehr möglich). Tobias Puehse vom MasterCard Labs hat die nahe Zukunft der bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten skizziert. Diese MasterCard wird schon bald keine physische Karte sein, sondern uns auf unserem Sportband oder der Smartwatch begleiten. Themen wie Authentifizierung über Gesichtserkennung, Pin-Code oder biometrische Sensoren werden immer mehr zum Thema.

Augmente Reality: Der Blick durch die Datenbrille oder die Kamera unseres Handys wird durch Daten erweitert. Die Einsatzmöglichkeiten in der Wartung, der Architektur und bei der Schadensbehebung wurde vorgeführt. Wer würde sich nicht wünschen, dass die Betriebsanleitung unseres Autos uns zu den richtigen Stellen zur Behebung eines Mangels führen würde.

Apropos Datenbrille: Die Meinung, dass die heutigen Datenbrillen für den allgemeinen Einsatz nur bedingt zu gebrauchen sind, war weit verbreitet. Vor allem der Formfaktor sollte von DesignerInnen und nicht von TechnikerInnen entworfen werden.

Accenture und die RGE APRIL Group hat über eine Anwendung der Techniken in der Holzproduktion berichtet. Die Bäume werden laufend mit Drohnen überwacht und die Bilder entsprechend weiterverarbeitet. Damit wurde der Ressourcen-Einsatz (Düngemittel, Wasser, etc.) optimiert und der Ertrag wesentlich verbessert.

NXP Semiconductors hat über die Zukunft von NFC-Techniken am Stand informiert. Einfache Klebe-Etiketten sind heute schon möglich. Zukünftig sollen die NFC-Tags direkt in das Gewebe integriert werden und die Verrechnung erleichtern und das Erzeugen von Plagiaten erschweren.

Das war ein kleiner, bei weitem nicht vollständiger, Auszug der Vorträge. Eine Übersicht über das gesamte Programm und alle Aussteller ist im Internet unter "iot asia singapore" zu finden. https://www.internetofthingsasia.com

IoT Asia 2017 Singapur?

Der Termin für die nächste Veranstaltung steht bereits fest. Aber ist es wert die Veranstaltung zu besuchen oder an dem Kongress teilzunehmen? Als Überblick über die aktuelle Entwicklung ist die Veranstaltung hilfreich. Zur Anbahnung von Geschäften und als Kooperationsbörse ist jedoch die Anzahl der TeilnehmerInnen doch noch nicht so umfangreich. Möglicherweise ändert sich das für 2017 noch.

Ein persönlicher Tipp zum Abschluss: Die Vorträge der Firmen und die Keynotes waren sehr interessant und haben viel Neues gebracht. Die Podiumsdiskussionen lieferten leider keinen großen Informationszuwachs.

Die Zukunft von IoT?

Die Zukunft von IoT hat bereits begonnen. Die enge Verbindung zwischen IT und der Realität, das Internet der Dinge, ist bereits unter uns und wird die Business Modelle grundlegend verändern. Uber, Smart Watches, 3D-Drucker, Datenbrillen und das Loslösen der Dienstleistung von Produkten (Autos, Kreditkarten, etc.) ist erst der Anfang. Jetzt ist der Zeitpunkt die Zukunft mitzugestalten.

Autor: Wolfgang Pehamberger, MSc



ADV Arbeitsgemeinschaft für Datenverarbeitung,
Mag. Michaela Brank



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