Potenzial meist nicht annähernd ausgeschöpft


Stuttgart/Wien/Zürich (21.08.2015) -

Kosteneffizienz und Flexibilität sind die wichtigsten Kriterien bei der Gestaltung von Wertschöpfungsketten. Zudem gewinnt ihre Nachhaltigkeit an Bedeutung. Doch in allen drei Aspekten sehen Supply Chain Manager noch Verbesserungsbedarf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Managementberatung Horváth & Partners, die nach 2011 zum zweiten Mal durchgeführt wurde. Die Studienteilnehmer geben selbstkritisch an, dass Supply-Chain-Strategien und eine dazu passende Organisationsstruktur zwar oft vorhanden sind, aber nicht gelebt werden. Zudem fehlen durchgängige Steuerungskonzepte, um das volle Potenzial ihrer Wertschöpfungsketten abzurufen.

"Kosteneffizienz bleibt das Topthema der Supply Chain Manager", so Studienleiter Julian Golder. "Genau wie in der ersten Durchführung unserer Studie vor vier Jahren geben zwei Drittel der Befragten an, dass dies der wichtigste Aspekt bei der Gestaltung von Wertschöpfungsketten ist." Daneben hält die Hälfte der Befragten das Kriterium Flexibilität für entscheidend. Neu auf die Agenda der Supply Chain Manager ist das Thema Nachhaltigkeit gerückt: Bereits ein Viertel der Befragten stuft das Thema als zukünftig bedeutend ein.

Potenzial bei Weitem nicht ausgeschöpft

Gemessen an diesen Erfolgskriterien ist das Supply Chain Management in vielen Unternehmen noch nicht zufriedenstellend. Viele haben bis dato nur eine begrenzte Kosteneffizienz erreicht. Bei der Flexibilität und Nachhaltigkeit ist der Handlungsbedarf sogar noch größer. Optimierungspotenzial sehen die Befragten in allen funktionalen Bereichen ihrer Wertschöpfungsketten. Insbesondere die Beschaffung und Lagerhaltung werden jeweils von rund drei Viertel der Befragten als Optimierungshebel gesehen. "Um das volle Potenzial zu heben, sind eine Supply-Chain-Strategie sowie aus dieser heraus abgeleitete Prozesse und eine geeignete Organisationsstruktur mit klaren Verantwortlichkeiten nötig", erklärt Julian Golder. Über 45 Prozent der Unternehmen verfügen gemäß der Studie aber über keine oder eine nur ansatzweise definierte Supply-Chain-Strategie auf Standort- und Unternehmensebene. Auf Netzwerkebene, also unternehmensübergreifend, ist die Supply-Chain-Strategie nur in fünf Prozent der Fälle vollständig implementiert. Rollen und Verantwortlichkeiten sind zwar in fast der Hälfte der Unternehmen definiert, werden jedoch nur in jedem fünften Unternehmen auch verstanden und gelebt.

Kein Fortschritt in der Steuerung

"Unsere Erfahrung zeigt, dass für die Beherrschung komplexer Wertschöpfungsketten ein durchgängiges Steuerungskonzept wesentlich ist", gibt Christian Daxböck, Partner und Experte für Supply Chain Management bei Horváth & Partners, zu bedenken. "Dies ist den meisten Unternehmen bewusst, sie setzen die Anforderungen jedoch noch unzureichend um." Nur rund die Hälfte der befragten Unternehmen hat Supply-Chain-Prozesse definiert und setzt entsprechende Kennzahlensysteme ein. Ein wirkungsvolles Maßnahmencontrolling führen sogar nur 35 Prozent der Unternehmen durch. "Die Studie zeigt deutlich, dass sich die Definition und Implementierung der Supply-Chain-Prozesse auf Basis der Strategie positiv auf die Leistungsfähigkeit der Supply Chain auswirken. Trotzdem können wir im Vergleich zu 2011 keine Fortschritte in der Steuerung von Wertschöpfungsketten feststellen", so das Fazit von Christian Daxböck.

Netzwerkgedanke wird gelebt

Positiv bewerten die Berater den Trend zur Kooperation mit Kunden bzw. Lieferanten im Supply Chain Management. Die Hälfte der Unternehmen unterstützt diese Zusammenarbeit durch Anreizsysteme wie der Verlagerung von Einkaufsvolumen (50 Prozent), der Weitergabe von Kostenerhöhungen (48 Prozent) und Bonus-Malus-Regelungen (47 Prozent). Sonderkonditionen werden dagegen immer seltener gewährt (35 Prozent). Um die Stabilität globaler Supply-Chain-Netzwerke zu gewährleisten rückt das Risikomanagement jetzt in das Blickfeld der Unternehmen. Trotz zunehmender Wirtschaftskriminalität, komplexer Datenschutzregelungen oder Produkthaftungspflichten betreibt knapp die Hälfte der Unternehmen noch kein Supply-Chain-Risikomanagement, sodass hier großer Handlungsbedarf besteht.

Über die Studie:
Die Studie "Supply Chain Performance Management" wurde im November und Dezember 2014 durchgeführt. Teilgenommen haben 73 Unternehmen unterschiedlicher Größenklassen und Branchen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu den Branchen zählen insbesondere Industriegüter (37 Prozent), Energie (14 Prozent), Chemie/Öl/Pharmazie (14 Prozent), Automotive (12 Prozent) sowie Konsumgüter (6 Prozent). Mehr als die Hälfte der Unternehmen erzielen einen Jahresumsatz von mehr als 1 Mrd. Euro. Die Studie wurde erstmals im Jahr 2011 durchgeführt. Dadurch ist es möglich, Entwicklungen im Supply Chain Management innerhalb dieses Zeitraums abzuleiten.


Horváth AG,
Jocelyne Bückner



Advertising