Investitionskrise als Gefahr für indische Industrie


Mumbai (14.11.2013) -

Stadt in Indien:
Geld für neue Straßen ist rar
(Foto: pixelio.de/Wieland Müller)

Der große Wirtschaftsboom in Indien scheint dem Ende zuzugehen. Nachdem die Wachstumsprognose von der Zentralbank für das laufende Jahr gesenkt wurde, warnt nun auch das größte Infrastrukturunternehmen des Subkontinents, Larsen & Toubro (L&T) https://larsentoubro.com vor einem anhaltenden Investitionsrückgang.

Wachstum klar eingebremst

Während in der Zeit vor der globalen Finanzkrise die Infrastrukturinvestitionen boomten, erfährt die Branche nun eine Wachstumskrise, erklärt der Chef von L&T, A.M. Naik. Das führt dazu, dass die führenden Betriebe im Angesicht von Projektverzögerungen und steigender Schulden ihre Vermögen abstoßen müssen.

Laut Naik stehen die Chance sehr gering, dass das von der Regierung angestrebte Ziel von einer Bio. Dollar an Infrastrukturinvestments bis 2017 erreicht wird. "Niemand im privaten Sektor hat Geld, um zu investieren. Das Ziel ist Wunschdenken." 2012 konnte Infrastrukturriese L&T mit Straßen-, Hafen- und Schiffbauprojekten sowie Energieeinrichtungen Umsätze in der Höhe von 14 Mrd. Dollar sammeln.

Dass L&T bessere Ergebnisse liefern konnte als seine Rivalen, ist vor allem der Expansion seiner Auslandsgeschäfte zu verdanken, die aggressiv vorangetrieben wurde, um das abnehmende Inlandsgeschäft zu kompensieren. So soll bereits ein Drittel des Geschäftes in diesem Jahr von außerhalb Indiens kommen. Ein Jahr zuvor waren es nur 15 Prozent. Im vierten Quartal erzielte L&T einen Gewinn von 158 Mio. Dollar.

L&T-Management selbstkritisch

Aber auch das von zwei Dänen in den 1930er-Jahren gegründete Unternehmen hat während der Amtszeit von Naik Fehler begangen, gibt der seit 1999 als CEO tätige Manager zu. So wurde teilweise zu enthusiastisch um jeden Auftrag mitgesteigert, was dazu führte, dass immer mehr Projekte in die Bilanzen aufgenommen wurden und die Schuldenlast dramatisch zunahm.

Der letzte Quartalsbericht weist Verbindlichkeiten von 1,9 Mrd. Dollar aus. "Viele dieser Projekte hätte ich niemals vorantreiben dürfen", meint der CEO. Nun will man bei L&T seine Schulden reduzieren. Dabei soll ein Börsengang seiner gebührenpflichtigen Autobahnen helfen, der 500 Mio. Dollar in die Kassen spülen soll. Auch will man gesundschrumpfen und die Anzahl der Geschäftseinheiten drastisch verringern.

Keine Hilfe von Finanzinstituten

Gemäß einer Credit-Suisse-Studie überschritt die Verschuldung der zehn größten indischen Industrieunternehmen im vergangenen Fiskaljahr die Grenze von 100 Mrd. Dollar. Die Banken rechnen damit, dass die Wertminderungen von Vermögenswerten bezogen auf das Gesamtkreditvolumen von vier Prozent 2009 und derzeitigen neun Prozent bis 2015 auf 15 Prozent ansteigen könnten. Daher wird auch vom Bankensektor derzeit keine Hilfe erwartet, die notwendigen Investitionen mithilfe von Krediten zu fördern.

Aber nicht alle Probleme sind hausgemacht, glaubt Naik. Die Regierung hat zu wenig getan, um die Infrastrukturprojekte wieder in Gang zu setzen. Bürokratische Hürden und Regeln helfen vor allem chinesischen Importern, einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber einheimischen Firmen zu erlangen. "Die Regierung erlaubt alles, was aus China kommt", meint Naik verärgert.

Indien hat noch dazu sehr unter dem erwarteten Ausstieg der US-Notenbank Fed aus ihrer ultralockeren Geldpolitik zu leiden. Viele Milliarden Dollar wurden aus dem Land abgezogen und brachten die Rupie unter Druck. Im Vergleich zum Dollar verlor sie seit Jahresbeginn 14 Prozent an Wert. Das verteuert Importe, treibt Inflation hoch und schmälert die Kaufkraft der Verbraucher. Das Wachstum der drittgrößten Volkswirtschaft fiel im zweiten Quartal mit 4,4 Prozent so schwach aus wie seit der Finanzkrise vor über vier Jahren nicht mehr.


pressetext.redaktion,
Christian Sec

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