Inkognito-Händler dominiert US-Lebensmittelbranche
New York/Keene (08.08.2013) -
Einkaufswagen:
US-Konzern lässt wenig durchblicken
(Foto: pixelio.de/khv24)
Der US-Lebensmittel-Großhändler C&S Wholesale Grocers https://www.cswg.com hat im Vorjahr einen Umsatz von umgerechnet 16,3 Mrd. Euro erwirtschaftet und beschäftigt insgesamt rund 18.000 Mitarbeiter. Nichtsdestotrotz ist das Unternehmen in der Öffentlichkeit beinahe ein unbeschriebenes Blatt - mit Absicht. Konzernchef Richard B. Cohen hält sich und seinen Betrieb bewusst im Hintergrund. Wie Bloomberg berichtet, hat der schwerreiche Geschäftmann seit zehn Jahren kein Interview mehr gegeben. "Wir sind der größte Konzern, von dem noch nie jemand gehört hat", bringt es Unternehmenssprecher Bryan T. Granger überspitzt auf den Punkt.
Kein Firmenlogo auf Trucks
W&C Wholesale Grocers beliefert circa 5.000 Einzelhandelsunternehmen in den ganzen USA. Die Lastwagen, die die rund 53.000 verschiedenen Artikel an Supermärkte liefern, ist jedoch nicht anzusehen, zu welcher Firma sie gehören. "Ich habe versucht, unseren Namen auf den Trucks zu platzieren, doch er lehnte das völlig ab", sagt der ehemalige C&S-Manager Edward Albertian. Mit "er" ist Cohen gemeint. Der öffentlichkeitsscheue Unternehmer ist seit 1989 Eigentümer des Konzerns. Sein Großvater war eine der Gründer von C&S im Jahr 1918. Die Zentrale liegt im beschaulichen Städtchen Keene im Bundesstaat New Hampshire 145 Kilometer, nordwestlich von Boston.
Der Handel mit Lebensmitteln ist geprägt von niedrigen Margen, wo Skaleneffekte keine Garantie für unternehmerischen Erfolg sind, betont Burt Flickinger von der auf Lebensmittel spezialisierten Cosulting-Gruppe Strategic Resource https://srg.net . Es sei ein schwieriger Markt, aber wenn man effektiv und effizient arbeite, könne er profitabel sein, meint Flickinger. Cohen hat 2003 Bestände des vormaligen Marktführers Fleming Companies erworben. Fleming schlitterte in die Pleite. Mit dem Kauf der Bestände hat sich C&S auch den Zugang zu Kunden in den Bundesstaten Kalifornien und Hawaii gesichert. Das Unternehmen ist nicht börsennotiert und gilt als einer der größten in Privatbesitz befindlichen US-Konzerne. Den Wert des Grossisten beziffert Bloomberg auf rund elf Mrd. Dollar.
Fokus auf exakte Lieferungen
C&S ist dieses Jahr der bedeutendste Großhändler der USA geworden, nachdem der Konkurrent Supervalu https://supervalu.com einen Umsatzeinbruch hinnehmen musste. In den vergangenen zehn Jahren hat hingegen C&S seine Umsätze verdoppeln können. Laut Experten ist einer der Hauptgründe für die ausgesprochen gute Performance des Konzerns die optimierte Handhabe bei Bestell- und Lieferprozessen. Die Mitarbeiter von C&S bekommen Boni ausgezahlt, wenn Bestellungen und Lieferungen korrekt abgewickelt werden.
Falls ihnen jedoch Fehler unterlaufen, müssen sie Einbußen in Kauf nehmen. Die Fehlerquote liegt bei gerade einmal zwei Prozent - für die Branche ein ausgesprochen niedriger Wert. Cohen "war in der Lage, auf Kontrolleure zu verzichten, weil die Arbeiter ihre Sache am besten kennen", so Thomas DeLong von der Harvard Business School https://hbs.edu . Er machte 2003 eine Fallstudie zu C&S. Recht vielmehr ist über Amerikas unbekanntesten Großkonzern nicht bekannt.
pressetext.redaktion,
Sebastian Köberl