IG Windkraft kritisiert Anhebung der Netzgebühren


Wien (01.12.2015) -

Die E-Control plant neuerlich eine Anhebung der Netzgebühren für Stromerzeuger. Die Belastung der Erzeuger hat ein dramatisches Ausmaß angenommen, allein das Systemdienstleistungsentgelt ist in den letzten fünf Jahren um 164 % gestiegen. Diese finanziellen Bürden sind ein österreichisches Unikum und werden nirgendwo sonst im Leipziger Strommarkt von den Stromerzeugern getragen. Somit können ausländische Kohle- und Atomstromerzeuger ihren schmutzigen Strom billig nach Österreich exportieren, während heimische Stromerzeuger Netzgebühren bezahlen müssen.

"In Österreich werden Stromerzeuger mit Netzgebühren belastet, welche in unseren Nachbarländern nicht zu leisten sind und auch nicht auf Stromimporte eingehoben werden. Damit wird die heimische Stromerzeugung im Vergleich zu ausländischen Kraftwerken benachteiligt", erklärt Dr. Ursula Nährer, Rechtsexpertin der IG Windkraft. Dadurch ergibt sich ein klarer Wettbewerbsnachteil. Österreich liegt bereits jetzt schon bei der Belastung seiner Stromerzeuger auf Platz 2 im Europavergleich.

"Mit der neuerlichen Erhöhung sind wir europarekordverdächtig", bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, und setzt fort: "Besonders ärgerlich ist, dass der importierte Strom bis zu einem Viertel aus Atomreaktoren und zu hohem Anteil aus schmutzigen Kohlekraftwerken stammt." Dieser billige Strom aus den Nachbarländern gefährdet den Betrieb heimischer Ökostromanlagen, die durch explodierende Kosten für den Stromnetzbetrieb benachteiligt sind.

Netzverlustentgelt für Erzeuger ein österreichisches Unikum

Das Netzverlustentgelt deckt die Kosten der Verluste, welche bei der Stromleitung im Netz entstehen. Bis zum Jahr 2009 wurde das Netzverlustentgelt von den Verbrauchern bezahlt. Dies entsprach und entspricht der Rechtslage in den meisten europäischen Staaten. Seit Anfang 2009 müssen die österreichischen Erzeuger für 25 % dieser Kosten aufkommen. Österreichische Windstromerzeuger sind besonders betroffen. Sie bekommen einen seit Jahren garantierten (nicht indexgesicherten) Fixpreis für ihren Strom (Ökostromförderung). Anders als andere Stromerzeuger können sie diese Kosten nicht weitergeben.

Ausgleichs- und Regelenergiekosten schießen durch die Decke

Der vor vier Jahren neu und schlecht aufgesetzte Regelenergiemarkt ist dem Regulator praktisch völlig entglitten. Die Kosten für Regelenergie sind von weniger als 100 Mio. Euro (2011) auf 200 Mio. Euro (2014) explodiert, für 2015 ist mit weiter hohen Kosten zu rechnen. Diese Kosten sind zu einem Großteil über das Systemdienstleistungsentgelt von den Stromerzeugern aufzubringen. Diese Komponente ist seit 2012 um 164 % angestiegen. Für die Windkraftbetreiber bedeutet dies eine Kostenexplosion.

Die Kostenbelastung aus dem Netz liegt in der Höhe von rund 0,3 bis 0,4 Cent/kWh. "Österreichspezifisch hohe Netztarife und Ausgleichsenergiekosten fressen mittlerweile fast zwei Drittel unserer Stromerlöse auf", erklärt Hannes Taubinger, Geschäftsführer der Bürgerwindrad Prellenkirchen GmbH, die 13 Jahre alte Windkraftwerke betreibt, und ergänzt: "Wir vermarkten unseren Strom im freien Markt, auch an Endkunden in ganz Österreich, aber bei den Kosten haben wir keine Chance gegenüber unseren Konkurrenten aus dem Ausland."

"E-Control und Wirtschaftsministerium sind aufgerufen, hier neue gesetzliche Rahmenbedingungen vorzulegen. Dass die heimischen, sauberen Ökostrombetreiber an den Rand ihrer Existenz gedrängt werden, weil allein sie mit diesen Kosten belastet werden, während immer mehr Strom aus ausländischen Dreckschleudern importiert wird, können wir nicht akzeptieren", so Moidl abschließend.


IG Windkraft,
Mag. Martin Fliegenschnee-Jaksch



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