Höchststand bei befristeten Jobs in Deutschland


Nürnberg (03.07.2018) -

Arbeitsvertrag:
Viele immer noch befristet
(Foto: Timo Klostermeier, pixelio.de)

Rund 3,15 Mio. oder 8,3 Prozent der Beschäftigten in Deutschland hatten im Jahr 2017 einen befristeten Arbeitsvertrag - so viele wie nie. Laut einer aktuellen Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) https://iab.de steigen aber auch die Übernahmechancen in unbefristete Beschäftigung seit Jahren kontinuierlich an, führen die Arbeitsmarktexperten aus.

1,6 Mio. sachgrundlos befristet

"Übernahmen in unbefristete Beschäftigung scheinen eher bei sachgrundlosen Befristungen zu erfolgen. Allerdings macht diese Option pauschale Befristungen überhaupt erst möglich", erklärt IAB-Studienautor Christian Hohendanner. Fast 1,6 Mio. Verträge waren im Jahr 2017 nach betrieblichen Angaben sachgrundlos befristet, also etwa jeder zweite befristete Vertrag.

Die sachgrundlosen Befristungen stehen im Mittelpunkt der Debatte um die befristeten Arbeitsverträge. Zwei der drei Maßnahmen, die im Koalitionsvertrag zum Thema Befristungen vereinbart wurden, beziehen sich ausschließlich auf die sachgrundlosen Befristungen. So ist vorgesehen, den Anteil sachgrundloser Befristungen bei Arbeitgebern mit mehr als 75 Beschäftigten auf 2,5 Prozent der Beschäftigten zu beschränken und die Höchstdauer sachgrundloser Befristung von bisher 24 auf 18 Monate zu verkürzen.

Politik will Problem eindämmen

Die dritte Maßnahme, eine individuelle Höchstbefristungsdauer beim selben Arbeitgeber von fünf Jahren einzuführen, wirkt sich dagegen auf die Befristungen mit und ohne Sachgrund aus. Die Reichweite der geplanten Befristungsreform kann laut IAB-Forscher Hohendanner nur bedingt eingeschätzt werden. Nach den Daten des IAB-Betriebspanels, einer jährlichen repräsentativen Befragung von rund 16.000 Betrieben, wären von der Quotenregelung bei sachgrundlosen Befristungen auf jeden Fall etwa 360.000 Befristungen in Einzelunternehmen betroffen.

Für 480.000 weitere Fristverträge in Zentralen, Niederlassungen oder Filialen lässt sich die Betroffenheit mit den derzeit verfügbaren Daten nicht abschätzen, weil die Betriebe ihre Befristungsquoten auf Arbeitgeberebene miteinander verrechnen können, sagt der Experte. Auch die Reichweite der Begrenzung der Befristungsdauer könne zahlenmäßig nicht bestimmt werden, so Hohendanner.

"Die Begrenzung der sachgrundlosen Befristung bei fortbestehender Rechtsunsicherheit bei Befristungen mit Sachgrund könnte dazu führen, dass Arbeitgeber verstärkt auf andere Beschäftigungsformen wie Zeitarbeit oder Werk- und Dienstverträge ausweichen oder sich mit Einstellungen zurückhalten. Die pauschale Begrenzung von Kettenbefristungen auf fünf Jahre ohne Berücksichtigung des Einzelfalls könnte das Risiko bergen, dass Arbeitnehmerinteressen nicht gestärkt, sondern verletzt werden. Im ungünstigsten Fall hätten einige der betroffenen Arbeitnehmer statt eines befristeten Vertrages keinen Arbeitsvertrag mehr", schreibt Hohendanner in der IAB-Studie.



Florian Fügemann,
fuegemann@pressetext.com






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