Gebrauchte Lehrbücher boomen: Verlage ächzen
Washington (29.08.2014) -
Schulbuch: Immer weniger Studenten erwerben es, (Foto: pixelio.de/birgitH) Studenten und Schüler greifen immer mehr zu gebrauchten Lehrbüchern, die auf Amazon und Co oft zum halben Preis angeboten werden. Andere wiederum lassen den Einkauf ganz aus. Das fordert nun auch die sieben Mrd. Dollar schwere Lehrbuchindustrie in den USA, die für viele Jahre die alleinige Preismacht inne hatte, dazu auf, ihr Geschäftsmodell zu ändern, berichtet das Wall Street Journal. Scans machen die Runde "Es ist so einfach, jemanden zu finden, der eine gescannte Kopie postet", meint eine Studentin der Gesundheitsökonomie. Auf Anbietern wie Scribd können Lehrmaterialien hochgeladen werden. Laut einer Studie von PIRG https://uspirg.org haben fast zwei Drittel aller US-College-Studenten den Kauf eines Lehrbuches zumindest einmal ausgelassen. Einige entscheiden sich statt dem Kauf für den illegalen Lehrbuch-Download. Laut der Book Industry Study Group https://bisg.org scannten oder kopierten im vergangenen Jahr 25 Prozent der Studenten Lehrbücher von anderen Kommilitonen. 2012 waren es noch 17 Prozent. Die Zahl der Studenten, die Lehrbücher von Piraten-Online-Seiten erworben haben, stieg im selben Zeitraum von elf auf 19 Prozent. Massive Umsatzrückgänge Nichtsdestotrotz stiegen im abgelaufenen Jahrzehnt die Preise für neugedruckte Lehrbücher um sechs Prozent pro Jahr. Das bedeutet einen Preisanstieg, der drei Mal so hoch ausfiel wie die allgemeine Inflationsrate. Diese Preiserhöhungen fordern jedoch ihren Tribut. Die großen Verleger von Lehrbüchern müssen empfindliche Einbußen ihrer Verkäufe hinnehmen. Der Londoner Lehrbuchverlag Pearson https://pearson.com musste in seinem Nordamerika-Geschäft im ersten Halbjahr 2014 einen Umsatzrückgang von 6,5 Prozent hinnehmen. Auch für das Lernzentrum McGraw-Hill https://mheducation.com brechen neue Zeiten an. Machte der Verkauf von gedruckten Lehrbüchern 2010 noch 71 Prozent des Gesamtumsatzes aus, waren es 2013 nur noch 38 Prozent. Studenten chronisch pleite Das Geschäft bewegt sich nun mehr in Richtung maßgeschneiderter Skripte, die für ein bestimmtes Seminar erstellt werden. Dort gibt es Umsatzanstiege im zweistelligen Prozentbereich, meint McGraw-CEO David Levin. Pearson-Nordamerika-Präsident Don Kilburn erhält immer mehr Aufträge für Texte, die ein spezifisches Problem lösen sollen, oder die am Ende ein messbares Ergebnis eines Problems liefern. "Das ist eine ziemliche Änderung der Anforderung", meint Kilburn. Auch Computer-Software, die billiger ist als gedruckte Lehrbücher, liegt im Trend. Dort werden Inhalte des gedruckten Werkes angeboten und der Lernfortschritt des Studenten mit Ratespielen geprüft. Ein Grund für die geänderten Bedingungen am Markt ist die prekäre finanzielle Situation der Studenten. Seit 2007 hat sich die Zahl der verschuldeten Studenten verdoppelt, und auch wenn die Kosten für Textbücher pro Jahr nur einen geringen Teil der Gesamtkosten ausmachen (600 bis 1.200 Dollar), wollen die Studenten auch dort einsparen. Die durchschnittlichen Ausgaben der Studierenden für Lehrbücher sanken seit 2010 um 17 Prozent. pressetext.redaktion, Christian Sec |