Fondsprospekte oft zu plakativ und unübersichtlich
Wien (13.08.2013) -
Gabriele Zgubic und Christian Prantner:
kaum Transparenz
(Foto: fotodienst.at)
Fondsprospekte sind für Kunden nach wie vor in vielen Fällen unvollständig und intransparent. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung https://bit.ly/146qj7l der Arbeiterkammer Wien (AK), bei der Informationsmappen großer Finanzinstitute auf ihre Verbrauchertauglichkeit analysiert wurden. Fazit: Keine der 40 Informationsmappen war vollständig. Die Kammer bemängelt vor allem zu lange und komplizierte Sätze sowie Fachausdrücke der Finanzbranche, die für die Kunden nicht übersetzt werden.
Informationen häufig zu komplex
Seit 1. Juli 2012 wird in Österreich eine EU-Richtlinie umgesetzt, nach der Bankkunden schriftliche Informationen bei der Investition in Fonds erhalten müssen. Zwar hielten sich alle getesteten Banken an die Formalitäten, doch an der Ausführung hapert es laut der Arbeiterkammer: "Eine Vielzahl von Anlageprodukten steht den Anlegern zur Verfügung, doch sie sind zu komplex", bemängelt Gabriele Zgubic, Leiterin der Abteilung Konsumentenpolitik, auf Nachfrage von pressetext.
Die AK führte bei ihrer Untersuchung eine Sprachanalyse durch. Diese wurde auf Basis des Hohenheimer Verständlichkeitsindex https://bit.ly/1670ebg durchgeführt. Zgubic schlussfolgert: "Auf technische Termini sollte verzichtet werden." Hinzu kommt, dass die meisten Sätze viel zu lang sind. "Der längste Satz hatte 93 Wörter, wir fanden Wortungeheuer wie Wertpapierdeckungsdachfonds."
Außerdem lässt die Wortwahl der Banker viele im Trüben fischen: "Vielen Anlegern ist das Risiko nicht klar, es wird sehr allgemein formuliert", erklärt Zgubic. Zudem seien Transaktionskosten beim Verkauf von Aktien bei keinem der 40 getesteten Fonds angegeben. Durchschnittlich wurden 1,15 Prozent des Fondsvolumen nicht ausbezahlt. Bei Wiener Banken machen Fondskosten 0,25 Prozent des Anlagewertes aus.
Zgubic: "Kein Effekt auf Anlageverhalten"
Die Beipackzettel haben bisher noch keinen wirklichen Effekt auf das Anlageverhalten seit Einführung der Kits gehabt. Mit Kits sind die Informationsbroschüren gemeint. Auf Nachfrage von pressetext, warum sich die Broschüren der Banken laut EU auf zwei Seiten beschränken sollten, entgegnet Zgubic: "Zwei Seiten kann man gut erfassen, als Konsument." Auch bei der geforderten Länge hielten sich laut AK alle Banken an die EU-Richtlinie, doch das Layout lasse zu wünschen übrig. Zgubic bemängelt unter anderem Balkendiagramme. So zeigten unterschiedliche Diagramme unterschiedliche Werte, auf mitunter gleich großen Balken. Das mache die Darstellung insgesamt unübersichtlich.
Für ihre Analyse hat die Arbeiterkammer Informationsbroschüren von den Homepages der Banken heruntergeladen. "Manchmal waren sie leicht zu finden, manchmal weniger leicht", resümierte Christian Prantner von der AK-Abteilung Konsumentenpolitik. Zgubic fügt hinzu: "Die Info-Pakete können die Beratung nicht ersetzen."
pressetext.redaktion,
Michael Krause