Erdöl: Venezuela profitiert von Iran-Sanktionen


London/Wien (14.06.2013) -

Erdöl-Förderung:
Venezuela gibt Gas
(Foto: flickr/Richard Masoner/Cyclelicious)

Venezuela profitiert von der Lücke, die sich wegen des Öl-Embargos gegen den Iran auf dem internationalen Markt auftut, und kann seine Exportraten im Zuge der Sanktionen deutlich erhöhen. Vor allem die Ausfuhren nach Asien ziehen an. In den vergangenen zwei Jahren hat Caracas die Erdöl-Exporte nach China und Indien auf eine Mio. Barrel pro Tag beinahe verdoppelt. Im gleichen Zeitraum haben sich die Exporte aus dem Iran in diese Länder auf rund 500.000 Barrel täglich halbiert, wie die Financial Times berichtet.

"Der Großteil der lateinamerikanischen Exportländer erhöht derzeit seine Liefervolumina in Richtung Asien. Grund dafür ist einerseits die sinkende Nachfrage nach ausländischem Öl in den USA und andererseits das Nachfrage-Plus in China", erläutert David Wech, Head of Energy Studies bei JBC Energy https://jbcenergy.com , im Gespräch mit pressetext. Hinzu kommen Unsicherheiten in Libyen, Syrien, Nigeria und anderen Ländern, die den Weltmarkt beeinflussen.

Öl-Ausfuhren werden diversifiziert

Das Öl-Embargo vonseiten der USA und der Europäischen Union haben Teheran im Vorjahr rund 30 Mrd. Euro gekostet. In der Regel deckt der Iran die Hälfte seiner Ausgaben mit den Einnahmen aus dem Öl-Geschäft. Hinzu kommt der Wertverlust des Rial. Dass nun mit Venezuela ausgerechnet einer der politisch engsten Verbündeten des iranischen Regimes von den Sanktionen profitiert, ist ein Zufall der Geschichte. "Es ist schon ironisch, aber es wäre unangemessen zu erwarten, dass Freunde Teherans wie eben Venezuela darauf verzichten, die fehlenden Barrels zu ersetzen", sagt Robert McNally, Öl-Beauftragter in der US-Regierung.

Neben den Sanktionen gegen den Iran spielt dem südamerikanischen Land auch die neue strategische Ausrichtung der eigenen Exportpolitik in die Karten. Caracas versucht seit einigen Jahren seine Erdöl-Ausfuhren stärker zu diversifizieren und unabhängiger von den USA zu werden. Zwischen 2002 und 2012 sind die Exporte in die USA um 25 Prozent auf eine durchschnittliche Tagesmenge von 900.000 Barrel pro Tag geschrumpft. In diesem Jahr hat sich der Rückgang noch einmal deutlich beschleunigt. Im Februar wurde mit 579.000 Barrel bei den Lieferungen in die USA ein 25-Jahres-Tief erreicht.

Erdöl für chinesische Kredite

2011 rangierte Venezuela bei den Top Öl-Lieferanten nach China und Indien noch auf Platz sieben. Heute belegt es Rang drei. Der Iran, der vor zwei Jahren noch für beide Länder der drittwichtigste Importeur war, rutsche ab auf die Plätze sechs bzw. elf. JBC Energy schätzt, dass die durchschnittliche Exportmenge des Irans in diesem Jahr bei 1,2 Mio. Barrel liegen wird. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 2,2 Mio. Barrel.

Unterdessen gibt es mehrere Abkommen zwischen der China Development Bank und der staatlichen Öl-Gesellschaft in Venezuela. Letztere liefert Öl ins Reich der Mitte, um Kredite zurückzuzahlen, die sie zwischen 2008 und 2011 aus Peking erhalten hat. Außerdem investieren chinesische sowie indische Öl-Konzerne in die Kohlenwasserstoff-Industrie in Venezuela. Zur gleichen Zeit kämpft der Iran immer mehr damit, Investoren anzulocken bzw. im Land zu halten. Die Sanktionen gelten als Reaktion auf das international mit Argusaugen betrachtete Atomprogramm des Landes.


pressetext.redaktion,
Sebastian Köberl

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