CitySoul stoppt "Gypsy-Tour" für Belgrad-Besucher
Belgrad/Wien (20.07.2017) -
Leben in Belgrad: Umstände sind oft schlecht (Foto: Julian Nitzsche/pixelio.de) Der serbische City-Tour-Anbieter CitySoul https://citysoul.co hat eine geplante "Gypsy-Tour" wegen massiven Rassismus-Vorwürfen zurückziehen müssen. Das Unternehmen hatte mit Einblicken in das Privatleben von Roma geworben. Sogar ein "optionales Gespräch mit einem Gypsy" stand auf dem Programm. Andreas Sarközi, Geschäftsführer des Kulturvereins österreichischer Roma https://kv-roma.at , und der Menschenrechtsanwalt Milan Antonijevic von YUCOM https://en.yucom.org.rs sind empört. "Das ist ja kein Zoo" "Das ist ja kein Zoo, wie bei den Tieren, das sind Menschen", kritisiert Andreas Sarközi im Gespräch mit pressetext. "Für mich sind solche Angebote unfassbar. Dass man überhaupt auf die Idee kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Menschen werden auf Vorurteile und Stereotype reduziert." Bei sozialer Ungleichheit solle man eingreifen und nicht zuschauen. "Durch die EU wurde bereits einiges im Kampf gegen Missstände erreicht", betont Sarközi. Seit der Anerkennung der Roma als Volksgruppe 1993 habe sich auch in Österreich vieles zum Positiven gewendet. "Besonders die Eltern streben für ihre Kinder vermehrt eine höhere Bildung an", erklärt Sarközi. Wichtig sei der Fokus auf den Menschen als Individuum, nicht als Stereotyp. "Klare Rechtsverletzung" Menschenrechtsanwalt Milan Antonijevic sieht im Angebot eine klare Verletzung der Rechte der Roma. "Das ist erniedrigend für Menschen die auf solche Art besucht werden", sagt er. Wie sie leben, suchen sich die Menschen nicht aus. Die Umstände resultieren laut ihm aus Ablehnung und anderen sozialen Umständen. "Das ist nichts, was Touristen genießen sollen", so Antonijevic. Auch im Social Web hagelt es Kritik. "Wenn du es dir nicht leisten kannst, nach Afrika zu fahren, mach' ein Foto mit Roma-Kindern in Serbien und zeige, was für ein Kosmopolit du bist", schrieb ein Twitter-Nutzer. Als "unglücklich" bezeichnet hingegen CitySoul-Chefin Lizzy Mae Van Son den gesamten Vorfall. Tourismus-Angebote wie dieses sind keine Einzelfälle. Vor kurzem sorgte die Werbung für eine Auschwitz-Besichtigung in Polen für Aufruhr. Neben dem Nazi-Slogan "Arbeit macht frei", warb der Anbieter mit "Fahren sie nach Auschwitz! Ein Ausflug voller Emotionen". David Liedtke, liedtke@pressetext.com |