Bezahlte Spendenkeiler überzeugen wenig


New York (12.09.2016) -

Spendendose:
Freiwillige sind effektiver
(Foto: Günther Richter, pixelio.de)

Spendenkeiler in Einkaufsstraßen, die dafür Geld bekommen, gehen nicht nur so manchem Shopper auf die Nerven, sie bringen wohl auch weniger, als Charities gerne hätten. Denn Spendenwerber, die finanzielle Anreize bekommen, sind weniger überzeugend als echte Freiwillige. Das hat eine in "Psychological Science" https://pss.sagepub.com online vorab veröffentlichte Studie der New York University https://nyu.edu ergeben. Wer Provision fürs Fundraising bekommt, wirkt demnach nicht so ehrlich.

Provision macht unehrlich

"Wir haben gezeigt, dass Anreize Überreder weniger effektiv darin machen, ehrliches Interesse für einen karitativen Zweck zu vermitteln", meint Studien-Erstautorin Alixandra Barasch, Marketingprofessorin an der New York University. Das macht Fundraiser weniger effektiv darin, wirklich Spenden aufzustellen. Das gilt der Studie zufolge, wenn der Spendenwerber ohnehin Interesse am Thema hatte - und unabhängig davon, ob potenzielle Geldgeber wissen, dass der Fundraiser Geld bekommt.

Für einen Versuch haben die Forscher 36 Überreder angeworben, um Video-Spendenaufrufe für eine Charity zu machen, die Brustkrebs-Forschung fördert. Einem Teil der Freiwilligen wurden zehn Prozent Provision versprochen. Die Videos dieser bezahlten Spendenwerber waren später weniger effektiv. Test-Spender, die einen Teil des ihnen zur Verfügung stehenden Geldes selbst behalten durften, haben dieses bei Spendenaufrufen unbezahlter Freiwilligen eher hergegeben. Ein zweiter Versuch, bei dem Studenten Video-Aufrufe für gemeinnützige Einrichtungen gemacht haben, lieferte ähnliche Resultate. Die Test-Spender haben dabei die bezahlten Überreder als unehrlicher bewertet.

Eigennutz ist hinderlich

Das Team, dem auch Forscher der London Business School https://london.edu und der University of Pennsylvania https://www.upenn.edu angehören, vermutet, dass sich persönlicher Nutzen und Altruismus einfach nicht wirklich vertragen. Dafür sprechen auch Daten eines Folgeversuchs. Dort wurde einem Teil der Freiwilligen versprochen, dass die von ihnen eingesammelten Spenden durch die Forscher verdoppelt werden. Das hatte keine negativen Auswirkungen auf die Effektivität der dann erstellten Spendenaufrufe. Da die Fundraiser hier keinen Eigennutz haben, hält sie nichts davon ab, aufrichtig zu wirken.

Wenngleich finanzielle Anreize für Spendenwerber also offenbar eher abträglich für das Fundraising-Ergebnis sind, dürften bezahlte Spendenkeiler aber nicht aus dem Stadtbild verschwinden. Denn möglichst ehrlich zu wirken, ist auch für Charities nicht alles. "Anreize können Menschen motivieren, die sonst gar nicht helfen würden, und können dazu beitragen, in einem Wettbewerbsumfeld größere Talente anzuwerben", erklärt Barasch abschließend.



Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com



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