Babynahrung: China will Vertrauen zurückgewinnen
Peking/Wien (16.08.2013) -
Peking:
Konsumenten sind verunsichert
(Foto: flickr/Philip Larson)
Die chinesische Regierung https://english.gov.cn/ will etwa 150 der rund 200 Milchpulver-Firmen der Volksrepublik schließen. Der Prozess wird laut Medienberichten die nächsten fünf Jahre in Anspruch nehmen. Weniger Produzenten sollen künftig mehr Qualität bieten. 2018 sollen 80 Prozent des Milchpulvers aus dem heimischen Markt stammen, mehr als es aktuell der Fall ist.
Regierung will Vertrauen zurück
Der chinesische Babynahrungs-Markt hat 2012 etwa 12,4 Mrd. Dollar umgesetzt. Bis 2017 rechnen Marktanalysten von Euromonitor https://euromonitor.com mit einer Verdoppelung des Umsatzes. Sie halten den Konsolidierungsplan für eine Maßnahme, um wieder mehr Vertrauen in den chinesischen Markt für Babynahrung zu schaffen. 2008 sorgte mit Melamin verseuchtes Milchpulver für einen massiven Vertrauensverlust unter chinesischen Eltern. Medienberichten zufolge starben mindestens sechs Kleinkinder an vergiftetem Milchpulver, tausende waren erkrankt.
"Die Regierung sieht viel Raum nach oben für eine Konsolidierung, das Motiv dahinter ist allgemein die Qualität von Milchprodukten für Kleinkinder zu verbessern", sagt Sandy Chen, Nahrungsmittelanalyst der Rabobank in Shanghai. Die chinesische Regierung verhängte letzte Woche gegen ausländische Milchpulver-Hersteller Rekordstrafen. Mead Johnson, Danone und der neuseeländische Konzern Fonterra sind davon betroffen.
Keine Lieferungen an chinesischen Markt
Auf Nachfrage von pressetext bestätigten die Babynahrungshersteller Hipp und Danone gleichermaßen, dass sie den chinesischen Markt nicht beliefern. Das Milchpulver deutscher Hersteller gelangt über einen Umweg nach China: Den deutschen Einzelhandel. "Chinesen haben mir erzählt, dass jeder Verwandte und Bekannte in Deutschland angehalten ist, Babynahrung zu beschaffen" erklärt Hanne Holm vom Lebensmittelkonzern Danone https://danone.de im Gespräch mit pressetext. Das Milchpulver werde auf dem chinesischen Markt teilweise zum doppelten Preis verkauft (in Deutschland kostet eine 800-Gramm-Packung Milchpulver zwischen zehn und 15 Euro).
Momentan sei die Situation aber "wieder entspannt" sagt Holm - in Irland baute das Unternehmen eine neue Produktionslinie, um der gesteigerten Nachfrage gerecht zu werden. Bis zu 30 Prozent ist die Nachfrage in den vergangenen Jahren nach oben geklettert. Anstatt mit Proteinen reicherten chinesische Milchpulver-Hersteller ihr Produkt mit Melamin an. Der erhöhte Stickstoffgehalt im Produkt täuscht bei Lebensmitteltests einen höheren Proteingehalt vor. Auf Nachfrage von pressetext hat das chinesische Gesundheitsamt erklärt, "keine Auskunftsbefugnis" zu haben. Ebenfalls keine Antwort erhielt pressetext von der Kommission für Reformen und Nationale Entwicklung.
pressetext.redaktion,
Michael Krause