Analysten-Name wichtiger als Prognosequalität


London (07.02.2019) -

Kurse:
Namen der Analysten sind wichtig
(Foto: Chris Liverani, unsplash.com)

Die Glaubwürdigkeit einer Prognose zum Aktienmarkt fußt oft nicht auf der eigentlichen Qualität dieser Aussagen, sondern hängt vielmehr vom Nachnamen des Analysten ab. Ist dieser "wohlklingender" und vor allem "einheimisch", ist man eher dazu geneigt, eine Vorhersage positiv zu bewerten, wie eine Studie der Londoner Cass Business School https://cass.city.ac.uk zeigt. Hinterlässt ein Name hingegen bei Investoren einen eher negativen Beigeschmack, kann das nicht nur die Kursentwicklung, sondern auch die Karriere des Betroffenen behindern.

"Hat nichts mit Qualität zu tun"

"Ob ein Nachname günstig oder ungünstig klingt, hat eigentlich nichts mit der Qualität einer Prognose zu tun. Trotzdem bestätigt unsere Studie, dass sich Investoren bei ihren Entscheidungen sehr stark von ihrer Wahrnehmung in Bezug auf die Familiennamen von Analysten leiten lassen", so Jay Jung, Assistant Professor an der Cass Business School. Anscheinend kommen in dem Zusammenhang persönliche Vorurteile stark zum Zug. "Wenn ein Nachname bei Investoren besser ankommt, sind diese eher geneigt, auch dessen Einschätzungen besser zu bewerten", erklärt der Forscher.

Umgekehrt sei auch zu beobachten, dass sich "ungünstige" Nachnamen in manchen Bereichen negativ auswirken. So könne dadurch etwa das Vorankommen auf der Karriereleiter erschwert werden. "Abhängig davon, ob man immer gute Prognosen abliefert, wird es mit einem schönen Namen wahrscheinlicher, dass man zu einem Star-Analyst aufsteigen kann, der auch dann in seinem Beruf überleben kann, wenn sein alter Arbeitgeber pleite geht oder übernommen wird", betont Jung.

9/11 und Irak-Krieg als Beispiele

Letzten Endes könne der Nachname sogar die tatsächliche Preisentwicklung am Markt beeinflussen. "Die Geschwindigkeit, mit der Kurse auf die Prognosen von Analysten reagiert haben, war oft dann schneller, wenn er einen günstigen Nachnamen hatte. Wir haben hier tatsächlich einen signifikanten Zusammenhang gefunden", schildert der Wissenschaftler seine Untersuchungsergebnisse.

Besonders auffällig waren diese Effekte laut der Studie beispielsweise nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zu spüren, wenn es um Analysten mit nahöstlich klingenden Namen ging. Als weiteres Beispiel wird aber auch der Irak-Krieg von 2003 angeführt, bei dem sich die Regierungen Frankreichs und Deutschlands ausdrücklich gegen einen Einmarsch von US-Truppen ausgesprochen hatten. "Danach gab es deutlich schwächere Marktreaktionen in den USA, wenn eine Prognose von einem Analysten mit französischem oder deutschem Namen kam", so Jung.


pressetext.redaktion,
Markus Steiner



Advertising