Aktienmarkt ähnelt Lebensdauer einer Glühbirne
Adelaide (25.07.2016) -
Elektronischer Handel ist überraschend rational (Foto: pixelio.de/Kellermeister) Mathematisch gesehen ähnelt die Abfolge elektronischer Bestellungen auf dem Aktienmarkt der Lebensdauer einer Glühbirne. Das haben Physiker der University of Adelaide https://adelaide.edu.au festgestellt. Denn normale Marktbewegungen genügen einer Wahrscheinlichkeitsverteilung, die auch für die Glühbirne gilt. Die Erkenntnis könnte dem Team zufolge helfen, dramatische Verschiebungen vorauszuahnen, die zu Börsencrashes führen. Manipulationsbereinigung Die Physiker haben in Zusammenarbeit mit deutschen Finanzexperten elektronische Kauf- und Verkaufsanweisungen an der Londoner Börse in einem Zeitraum von vier Monaten analysiert. Dabei haben sie sieben Aktien erfasst, die das Spektrum von schnell in großen Mengen gehandelten Papieren (Rio Tinto) bis zu eher selten gehandelten Aktien (Yellow Pages) abdecken. Dabei hat das Team zwei wesentliche Beobachtungen gemacht, die einerseits potenzielle Marktmanipulationen und andererseits die Modellierbarkeit normaler Aktienbewegungen betreffen. Elektronische Bestellungen, die in einem Abstand von weniger als zehn Millisekunden eintrafen, genügen dem Physikprofessor Anthony Thomas keinen erkennbaren rationalen Regeln. "Es scheint, als seien das versuchte Marktmanipulationen durch gefälschte Bestellungen", meint er. Beim Herausfiltern dieser extrem dicht aufeinanderfolgenden Bestellungen dagegen wirkt der Markt extrem rational. "Die Abfolge des Platzierens und Löschens von Bestellungen genügt einer gut bekannten Wahrscheinlichkeitsverteilung, der Weibull-Verteilung", erklärt der Physiker. Die Kurve genügt dabei bei allen Aktien auch dem Prinzip der maximalen Entropie. Vorhersage-Hoffnung Einer Weibull-Verteilung genügt beispielsweise die Lebensdauer einer Glühbirne, so die Physikerin Ayse Kizilersü. "Die Erkenntnis, dass Aktivität auf dem Aktienmarkt auf die gleiche Art beschrieben werden kann, könnte uns in die Lage versetzen einzuschätzen, wie wahrscheinlich dramatische Ereignisse wie Börsencrashes sind." Solche Informationen hätten das Potenzial, Risiken in den Griff zu bekommen. "Börsenaufsichten könnten beispielsweise Irregularitäten in den Bewegungen erkennen, die Kleininvestoren benachteiligen würden, wie Marktmissbrauch", erklärt die Physikerin. pressetext.redaktion, Thomas Pichler |