Britische Fußballfans laufen gegen Preispolitik Sturm
London/Wien (31.07.2014) -
Emirates Stadium: schöner Anblick, teurer Spaß, (Foto: pixelio.de/Gerd Fischer) Der englische Profifußball wird für seine Anhänger immer mehr zu einem Luxusgut. Der Unmut der Betroffenen ist groß. Um ihrer Forderung nach "leistbarem Fußball für alle" Ausdruck zu verleihen, hat die Football Supporter's Federation https://bit.ly/1rDqcQE für den 14. August zu einem Protestmarsch in der Londoner Innenstadt aufgerufen. Die Preise für Eintrittskarten haben in den vergangenen Jahren einen beispiellosen Anstieg erfahren. Nirgendwo sonst in Europa muss man für eine Karte so viel zahlen wie auf der Insel. Für Michael Fiala, Betreiber des Portals 90minuten.at https://90minuten.at , haben die hohen Preise ihren Grund in der Vergangenheit. "Vor rund zwei Jahrzenten hatte der englische Fußball ein beträchtliches Gewaltproblem. Es kam zu Ausschreitungen und Übergriffen", erklärt Fiala im Gespräch mit pressetext. Als Reaktion darauf habe man die Ticketpreise empfindlich erhöht, um das latent gewaltbereite Klientel aus dem Stadion zu bekommen. "Das Problem hat sich nun in die unteren Ligen verlagert", so der Fußballkenner. Wirtschaftlich sinnvoll, moralisch bedenklich Ungeachtet der großen Rivalität zwischen den Anhängern einigt sie der Kampf gegen die horrenden Preise. Sie verstehen nicht, warum die Vereinsverantwortlichen die steigenden Einnahmen aus dem TV-Geschäft nicht dafür nutzen, den Stadionbesuch erschwinglicher zu machen. Für viele ist der eigene Verein eine emotionale Herzensangelegenheit. Die hohen Eintrittspreise machen ihn aber immer mehr zu einer rationalen Kopfsache, indem man sich dafür entscheidet, Geld zu sparen und die Matches im Fernsehen zu verfolgen. Doch auch dafür muss man in die Tasche greifen. Die englische Premier League ist schließlich nur über Pay-TV zu empfangen. Zahlreiche englische Profiklubs sind im Besitz von milliardenschweren Privatmännern. Damit sich deren Investment auch lohnt, stehen am Ende des Tages die wirtschaftlichen Kennzahlen im Mittelpunkt. Trotz der hohen Preise sind Englands Stadien jedes Wochenende sehr gut ausgelastet. "Rein wirtschaftlich betrachtet, macht die Preispolitik durchaus Sinn, da die Nachfrage da ist. Ob das allerdings auch für den Fußball gut ist, wage ich zu bezweifeln", sagt Fiala. Als vorbildlich wird in dieser Hinsicht immer wieder die Deutsche Bundesliga thematisiert. Sie legt darauf wert, dass Fußball ein leistbares Produkt bleibt und verhindert mit ihrer "50+1-Regel", dass einzelne Kapitalgeber nicht die vollständige Kontrolle über Profiteams erlangen. 1.000-prozentige Preissteigerung seit 1990 Eine Handvoll englischer Vereine hat beschlossen, für die kommende Saison nicht wieder an der Preisschraube zu drehen. Andere haben wiederum bei ermäßigten Karten das Alterslimit für Studenten und Kinder nach oben korrigiert. Tendenziell am tiefsten in die eigene Brieftasche muss man bei den "Gunners" greifen. Aufgrund des teuren Stadionneubaus sind bei Arsenal London die Preise besonders hoch. Um die Preisentwicklung nachzuvollziehen, nimmt der britischen Guardian den FC Liverpool als eindrucksvolles Beispiel: In der Saison 1989/90 kostete das günstigste Ticket vier Pfund. Heute muss man bereits mindestens 46 Pfund auf den Tisch legen, um ins Stadion zu gelangen. Das entspricht einer Preissteigerung von über 1.000 Prozent. Angesichts dieser Entwicklung kritisieren Beobachter, dass Matches immer mehr zu Elitenveranstaltungen verkommen und sich der englische Profifußball dadurch kontinuierlich von seinen ursprünglichen Wurzeln entfernt. Ob die mittlerweile jährlich stattfindenden Protestmärsche daran langfristig etwas ändern, bleibt abzuwarten. pressetext.redaktion, Sebastian Köberl |