Zoff um conwert: "Adlers Vorgehen ist suboptimal"


Wien (15.02.2016) -

conwert-Sitz:
Adler geht auf feindlichen Kurs
(Foto: conwert.at)

"conwert hat Adler einen Finger gereicht und die wollen jetzt die ganze Hand." So resümiert Immo-Experte Dieter Thomaschowski https://thomaschowski.com die aktuelle "Abwehrschlacht" in der Branche um conwert https://conwert.at und ihren streitbaren Aktionär Adler https://adler-ag.com . "Wenn Adler drei der vier Verwaltungsräte von conwert durch eigene Kandidaten ersetzen will, dann ist das suboptimal und entspricht nicht der Beteiligungshöhe als Minderheitsaktionär."

"Unabhängige Kandidaten"

Mit 22,37 Prozent der Anteile ist Adler derzeit der größte Einzelaktionär von conwert. Zusammen mit der Adler-Tochter MountainPeak Trading hatten die Deutschen am Donnerstag vergangene Woche die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung beantragt, um damit die Abberufung der bisherigen drei conwert-Verwaltungsräte Barry Gilbertson, Peter Hohlbein und Alexander Proschofsky durchzusetzen. Geht es nach Adlers Willen, sollen diese durch die neuen Kandidaten Dirk Hoffmann, Anton Wagner und Wijnand Donkers ersetzt werden.

"Herr Hoffmann verfügt zwar über operative Erfahrung in der Bank-, nicht jedoch in der Immobilienbranche. Herr Wagner ist Aufsichtsratsvorsitzender der DEMIRE AG, wobei Adler in eigenen Aussendungen darauf verzichtet, dieses wesentliche Amt zu erwähnen", heißt es in einer conwert-Aussendung. Auch Wagner sei nicht unabhängig, da Adler und DEMIRE mindestens einen gemeinsamen Großaktionär und in der Vergangenheit Related-Party-Transaktionen durchgeführt hätten. "Sowohl Hoffmann als auch Wagner saßen in der Vergangenheit gemeinsam im Aufsichtsrat der DEMIRE", geben die Wiener zu bedenken. Zudem sei die Unabhängigkeit auch von Donkers als drittem Kandidat für den Verwaltungsrat fraglich. Dieser sei Industriepartner der Petrus Advisers, eines weiteren conwert-Minderheitsaktionärs.

Drohende Interessenkonflikte

"Die von Adler vorgeschlagenen Verwaltungsräte lassen die dahinter liegende Strategie offen. conwert ist zwar gut aufgestellt. Das Management täte jedoch gut daran, proaktiv vorzugehen und aus eigener Kraft nachhaltig zu wachsen - und beispielsweise mit einer LEG oder THG zu reden", meint Thomaschowski. Adler werde nicht lockerlassen und den Druck auf die Wiener weiter erhöhen. "Brächte Adler kein Eigenkapital mit, würde dies bei einer Machtergreifung bei conwert nicht nur Interessenkonflikte und kartellrechtliche Fragen aufwerfen, sondern auch eine Verwässerung bedeuten und nicht im Sinne der Aktionäre sein", so der Branchenkenner.

"Wir gehen mit Sachverstand vor, wollen Entscheidungen von conwert nicht erst aus der Presse entnehmen und daher künftig in angemessener Weise entsprechend Einfluss nehmen. Das ist unser Recht als größter Einzelaktionär", verdeutlicht Adler-Sprecher Jörg Bretschneider auf Nachfrage von pressetext. Dass conwert Adler zuvor angeboten hätte, den Aktionären einen Kandidaten als fünftes Mitglied zur Wahl in den Verwaltungsrat vorzuschlagen, bezeichnet er als "unzutreffend". Auch der Vorwurf, die von Adler vorgeschlagenen Kandidaten seien nicht unabhängig, kommentiert Bretschneider als "nicht nachvollziehbaren Unsinn". Man kenne die Unternehmen DEMIRE und Petrus zwar, sei mit ihnen aber in keinster Form verbunden.

Auf Seiten der Kleinaktionärsvertreter in Österreich wachsen indes die Bedenken gegenüber Adler. Der Plan von Adler "macht mich sehr besorgt", kommentiert Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger die aktuelle Entwicklung und fügt hinzu: "Das ist ein Vabanque-Spiel, was Adler da vorhat." Adler sei über die Jahre hinweg zwar gewachsen, sei bei den wesentlichen Finanzdaten jedoch erheblich schlechter aufgestellt als conwert. "Sie wollen wohl versuchen, ihre Probleme bei Adler in die conwert hineinzutragen", vermutet Rasinger. Die Deutschen hätten in letzter Zeit ihre Ergebnisse vor allem durch Höherbewertungen dargestellt. Das sei "nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke". Stand die Adler-Aktie Mitte August 2015 noch bei rund 14,70 Euro, so notiert sie bei Redaktionsschluss (13:35 Uhr) gerade einmal bei 10,85 Euro.


pressetext.redaktion,
Florian Fügemann



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