Tourismuskonzerne hadern mit digitaler Disruption
Wien (09.05.2017) -
Verkehrsbüro-General Harald Nograsek (Foto: Fotodienst/Christian Mikes) Wenn Traditionsunternehmen über "Digitale Disruption" sprechen sollen, die gemeinsam mehr als 400 Jahre auf die Bretter bringen, dann ist das fürwahr eine Herausforderung. Doch die vielen Jahrzehnte des Erfolgs schützen nicht vor dem Druck zum Wandel, und Nachhaltigkeit ist in einer Zeit des rasanten Umbruchs auch nicht mehr wirklich eine Garantie fürs Überleben. Was bleibt, sind spezifische "Trial & Error"-Rezepte, darüber waren sich die Geschäftsführer von Verkehrsbüro, Europäischer Reiseversicherung, ÖBB Rail Tours und Columbus Reisen in einer Podiumsdiskussion des Travel Industry Club Austria https://travelindustryclub.at am Dienstagabend im Palais Hansen Kempinski Vienna einig. Der Generaldirektor der Verkehrsbüro-Gruppe https://100jahre.verkehrsbuero.com , Harald Nograsek, betonte, dass die Bereitschaft zur Veränderung und Innovation gerade in schwierigen Zeiten am größten sei. Derzeit würde die Reisewirtschaft von den rasanten Entwicklungen "getrieben", wenn nicht überrollt, wie am Beispiel Airbnb, Uber und Co zu sehen ist. Wichtig sei es deshalb, den Kunden besser kennen zu lernen und in beiden Welten - digital und real - daheim zu sein, damit man dort ist, wo der Zug abfährt. "Wir experimentieren herum", gab Nograsek unumwunden zu. Innovationsschübe gingen zumeist von den Mitarbeitern aus, der Veränderungsprozess müsse aber von der Unternehmensspitze getragen und unterstützt werden. Das Ohr am Kunden Für die über 110 Jahre bestehende Europäische Reiseversicherung https://europaeische.at sagte deren Vorstandsvorsitzender Wolfgang Lackner, sein Unternehmen habe zwei Weltkriege und weltpolitische Entwicklungen durch die permanente Bereitschaft zur Anpassung überlebt. Gerade für ein Unternehmen mit einer virtuellen Dienstleistung sei es eine Überlebensstrategie, immer das Ohr am Kunden und in der Branche zu haben. Daher werde die Europäische auch in Zukunft dort vertreten sein, wo Reisen gebucht werden und der Kunde Sicherheiten wünscht. 10.000 neue Jobs bei der Bahn Die Geschäftsführerin der ÖBB-Tochter Rail Tours https://www.railtours.at , Eva Buzzi, erinnerte in ihrer Wortmeldung an die Schockstarre, die das Bahn-Reisesegment nach dem Durchstart der Billigflieger erfasst habe und Bahnfahren plötzlich altmodisch, teuer und unsexy machte. Erst als sich der Bahnreiseveranstalter nach Managementfehlern wieder auf seine eigentliche Kompetenz konzentrierte, sei es wieder aufwärts gegangen. Die Bahn sei heute ein Vorzeigebetrieb mit "Open Innovation Centern", wo "Design Thinking" erprobt und Ideen zugelassen werden, sagte Buzzi. Die Herausforderungen in den nächsten fünf Jahren seien riesig, da allein 10.000 Bahnbedienstete in Pension gehen und nachbesetzt werden müssen. Auf Mitarbeiter schauen Der Familienunternehmer Alexander Wenzel Richard von Columbus Reisen (Dr. Richard) https://columbus-reisen.at betonte die generationenübergreifende Verantwortung und vorausschauende Strategieplanung für Mitarbeiter und Familie. "Ich habe mein Ziel nur dann erreicht, wenn ich meinen Kindern mehr geben kann, als ich selbst bekommen habe", sagte Richard, dessen Großvater bereits in den 1930er-Jahren als Busunternehmer begonnen hat. "Wir befassen uns mit der Digitalisierung und beobachten die Entwicklungen, aber wir leben gut damit, nicht die Ersten und nicht die Schnellsten zu sein. Wir springen auch nicht auf jeden Trend auf und versuchen, gesund zu wachsen. Denn wenn man falschen Rattenfängern nachläuft, hat man schnell verloren." Entscheidend für den Erfolg sei am Ende "die beste Dienstleistung" und nicht die beste Präsenz auf allen möglichen Social-Media-Plattformen. Dazu reichten schließlich auch die Ressourcen nicht aus. Fotos von der Veranstaltung stehen auf Fotodienst unter https://fotodienst.pressetext.com/album/3610 zum kostenlosen Download bereit. Dr. Wilfried Seywald, seywald@pressetext.com |