Sturmwarnung bei der Windkraft in Europa
St. Pölten (19.09.2017) -
Die ganze letzte Woche stand der Ort Husum in Norddeutschland im Zeichen der Windkraft. Neben dem Sturm rütteln aber auch die politischen Entwicklungen derzeit an den Grundpfeilern der Windbranche. Nachdem in Europa mehrere Länder die Fördersysteme überarbeitet haben schaut die Branche mit Sorge in die Zukunft. "Es ist zu hoffen, dass die europäische Politik den Vorsprung in der Windkraftnutzung in den nächsten Jahren hält", bemerkt Bernhard Zangerl, Geschäftsführer von Bachmann electronic. Letzte Woche traf sich die internationale Windbranche in Husum. Rund 18.000 Besucher und Besucherinnen aus aller Welt diskutierten über die Zukunft der Windenergie in Europa. Die Windkraftbegeisterten hatten aber auch mit dem Sturm Sebastian alle Hände voll zu tun. Beinahe einen ganzen Tag mussten die Messezelte wegen der Sturmspitzen bis 150 km/h vorsorglich geschlossen werden. Mehr als 700 Aussteller aus 25 Ländern waren auf dieser Messe vertreten. Auch österreichische Firmen waren dabei: Bachmann electronic aus Vorarlberg ist Weltmarktführer in der Windbranche für Steuerungs- und Automatisierungselektronik. Die Firma Geislinger produziert in Bad St. Leonhard Kupplungen für die größten Windräder der Welt. MERSEN Österreich in Hittisau produziert und entwickelt Bauteile zur Strom- und Signalübertragung wie Kohlebürstenhalter. Aero-Enterprise aus Linz konstruiert ein luftgestütztes Qualitätssicherungssystem zur Inspektion von Windkraftanlagen mittels Mini-Helikopter. Windbranche bläst ein Sturm entgegen Beherrschendes Thema auf der Messe waren die geänderten Rahmenbedingungen in vielen europäischen Ländern, allen voran Deutschland. In den letzten Jahren konnte Deutschland jährlich mehr als 5.000 MW Windkraftleistung zubauen und so beinahe die Hälfte des europäischen Windkraftausbaus für sich verbuchen. Derzeit stehen die Prognosen aber auf Sturm. Für das Jahr 2019 werden es, so die Prognosen, nur zwischen 1.000 und 2.000 MW sein - ein Einbruch um mehr als die Hälfte. Die Branche hat bereits reagiert und mit Strukturierungsmaßnahmen begonnen. Einige Produktionsstandorte wurden bereits zur Schließung angemeldet. Die Windbranche in Deutschland gehört seit Jahren zu den großen Arbeitgebern. Rund 150.000 Personen sind im Bereich Windkraft in Deutschland tätig. Zum Vergleich: so viele Beschäftigte hatte die Braunkohleindustrie vor dreißig Jahren. Mittlerweile beschäftigt die gesamte Kohlebranche in Deutschland nur mehr rund 30.000 Personen. Bernhard Zangerl, Geschäftsführer von Bachmann electronic, hat bei den Gedanken an die Windzukunft in Europa Sorgenfalten im Gesicht: "Wir werden heuer voraussichtlich ein Wachstum von rund 10 Prozent aufweisen. China ist seit Längerem ein stabiler Markt und Indien hat wieder zur Windkraft zurückgefunden. Der europäische Heimmarkt fordert uns. Es ist zu hoffen, dass die europäische Politik den Vorsprung in der Windkraftnutzung in den nächsten Jahren hält." IG Windkraft, Mag. Martin Fliegenschnee-Jaksch |