Start-ups mischen Japans Fischmarkt auf
Tokio (18.05.2015) -
Tsukiji-Fischmarkt: bekommt Online-Konkurrenz (Foto: Greg Palmer, flickr.com) Start-ups, die auf moderne Technologie setzen, krempeln den japanischen Fischmarkt um. So eröffnet das Unternehmen Hachimenroppi per iPad und App kleinen Restaurants einfachen Zugang auch zu ungewöhnlichen Sorten, berichtet das "Wall Street Journal". Zudem setzt das eine traditionell komplexe Kette an Groß- und Zwischenhändlern weiter unter Druck, da Hachimenroppi auf möglichst gute Einkaufspreise bedacht ist. Profitieren können von dieser Entwicklung auch Händler nahe an der Fisch-Quelle. Die japanische Fischindustrie arbeitet in weiten Teilen wie noch vor 100 Jahren. Ware, die auf dem Fischmarkt Tsukiji https://tsukiji-market.or.jp/tukiji_e.htm gehandelt wird, wandert durch unzählige Hände bei Zwischen- und Großhändlern. Persönliche Kontakte, Telefon und Fax dominieren, das Internet spielt kaum eine Rolle. "Man hat keinen Computer auf dem Schiff und man will keinen vor Kunden herausholen", meint Hachimenroppen-CEO Masanari Matsuda. Sein Unternehmen setzt nun auf die bislang weitgehend ignorierten Vorteile der Vernetzung. Weniger Zwischenhändler Der Ansatz ist einfach. Restaurants können per iPad-App ihren Fisch für den nächsten Tag bei Hachimenroppi bestellen. Dabei gibt es auch Sorten, die früher nie den Weg in kleine Lokale gefunden hätten. "Wir kaufen dort, wo wir den besten Preis bekommen", sagt Matsuda. Das kann auch ein Groß- oder Zwischenhändler sein, doch meist werden viele Schritte der traditionellen Handelskette einfach übersprungen. Immerhin steigen die Preise für Fisch durch den traditionellen Großhandels-Prozess laut Hachimenroppi um etwa 50 Prozent. Im Prinzip kopiert der Ansatz einen Zugang, den Großkunden wie Supermarktketten schon seit einiger Zeit verfolgen. Sie versuchen, die traditionelle, lange Handelskette zumindest teilweise zu umgehen, um so bessere Einkaufspreise zu erzielen. Das hat bereits dazu geführt, dass die Großhandelsmärkte an Bedeutung verlieren. Nur noch die Hälfte allen Frischfisches wird über sie verkauft, vor 20 Jahren waren es noch drei Viertel. Wenn durch Start-ups wie Hachimenroppi auch kleine Kunden näher beim Erzeuger kaufen können, drohen den großen Zwischenhändlern weitere Einbußen. Mehr Geld aus Tokio erwartet Für Fischer und Großhändler in kleinen Fischerdörfern, die bislang am Anfang der Lieferkette standen, verspricht Hachimenroppi höhere Einnahmen. Denn es wird einfacher, auch nach Tokio zu verkaufen. Ein Fisch, der früher für 500 Yen pro Kilogramm verkauft wurde, kann dank der Nachfrage durch Sushi-Restaurants aus der Hauptstadt nun das doppelte bringen, so Koichi Kaneki, ein Fischer aus einem Dorf auf der anderen Seite der Bucht von Tokio. Der Einzug moderner Technik in das japanische Fischgeschäft schmeckt freilich nicht jedem. Für Traditionalisten geht es dabei auch um Qualität. "Um einem Kunden einen Fisch empfehlen zu können, muss man ihn mit eigenen Augen sehen", meint Masao Senda, Präsident des Verbands der Tokioter Fischhändler. Darauf sei man stolz, denn eben damit hebe man sich von Supermärkten ab. pressetext.redaktion, Thomas Pichler |