Mehr US-Mindestlohn senkt Kindesverwahrlosung


Bloomington/Connecticut (18.08.2017) -

Dollar:
Mehr Mindestlohn in den USA gefordert
(Foto: flickr.com/Images Money)

Würden die USA eine Erhöhung der Mindestlohngrenze beschließen, hätte das positive Folgen auf die Kindesverwahrlosung. Schon ein Dollar (0,85 Euro) mehr pro Stunde könnte bedeuten, dass jährlich 9.700 weniger Fälle bei den Behörden eingehen. Zu diesem Fazit kommt eine Studie der Indiana University (IU) https://iu.edu und der University of Connecticut (UCONN) https://uconn.edu , die eine positive Konsequenz auch bei der Zahl körperlicher Misshandlungen gegenüber Kindern für wahrscheinlich hält.

"Kommt auf Gesamtpaket an"

"Geld ist wichtig", stellt Lindsey Rose Bullinger, Co-Studienautorin und PhD-Stundentin an der School of Public and Environmental Affairs der IU, gegenüber "Phys.org" klar. "Wenn Erziehungsberechtigte über mehr Einkommen verfügen, sind sie besser in der Lage, die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Kinder zu befriedigen, wie Kleidung, Nahrung, medizinische Hilfe und ein sicheres Zuhause", ist die Wissenschaftlerin überzeugt. Insofern sei es nur logisch, dass die Regierung versuchen müsse, die wirtschaftliche Situation von arbeitenden ärmeren Bevölkerungsschichten zu verbessern. "Dies könnte das Wohlergehen vor allem vieler jüngerer Kinder ziemlich deutlich steigern", so Bullinger.

"Sozioökonomische Aspekte wie das Einkommen gehören zu den Risikofaktoren, wenn es um das Auftreten von Kinderverwahrlosung oder physischen Misshandlungen geht", erklärt Christine Koska, Ärztliche Leiterin bei "Die Boje" https://die-boje.at , einem Ambulatorium für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren in Krisensituationen, gegenüber pressetext. Wenn der wirtschaftliche Druck auf Eltern zu groß wird, steige auch die Wahrscheinlichkeit negativer Folgen für ihre Kinder. Daneben würden aber auch noch andere Faktoren wie das Bildungsniveau oder der kulturelle Hintergrund eine Rolle spielen. "Es kommt immer auf das Gesamtpaket an. Wenn Eltern etwa darauf angewiesen sind, mehrere Jobs zu haben, um überleben zu können, haben sie auch weniger Zeit, sich um ihren Nachwuchs zu kümmern", meint Koska.

Hitzige Debatte im US-Kongress

Dass die Studie der IU und der UCONN gerade zum jetzigen Zeitpunkt veröffentlicht wird, kommt nicht von ungefähr. Im US-Kongress läuft nämlich gegenwärtig eine hitzige Debatte über eine mögliche Erhöhung der Mindestlohngrenze. Diese beträgt im Moment bundesweit 7,25 Dollar (rund 6,18 Euro) pro Stunde. Laut eingebrachtem Vorschlag soll diese Grenze auf mindestens 10,10 Dollar (rund 8,60 Euro) angehoben werden.

Bullinger und ihre UCONN-Mitautorin Kerri Raissian berufen sich für ihre Studienergebnisse auf die Auswertung von Datenmaterial zu Kindesmisshandlungen, die innerhalb von neun Jahren beim US-amerikanischen National Child Abuse and Neglect Data System registriert worden sind. "Die meiste Forschung zum Mindestlohn fokussiert auf dessen Effekt auf die Wirtschaft und die Armut. Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und das Wohlergehen von Kindern werden dabei von den politischen Entscheidungsträgern zumeist übersehen", kritisieren die Studienautorinnen.



Markus Steiner,
steiner@pressetext.com



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