Kolonialpolitik brachte Wirtschaftswachstum
Cambridge (15.05.2019) -
Schüler: mehr Chancen nahe alten Kolonialfabriken (Foto: N. Frank, pixelio.de) Wenngleich sie prinzipiell ausbeuterisch war, konnte sich Kolonialpolitik doch langfristig positiv auf betroffene Regionen auswirken. Das zeigt eine im "Review of Economic Studies" erschienene Studie von Forschern der Harvard University https://harvard.edu . Gerade jene Gegenden auf Java, in denen die Niederländer im 19. Jahrhundert für die Kolonialmacht höchst profitable Zuckerfabriken eingerichtet haben, stehen demnach heute wirtschaftlich besser da als andere Teile der indonesischen Hauptinsel. Modernisierungsvorteil "Kolonialmächte haben die Wirtschaft in den Kolonien im Allgemeinen organisiert, um die eigenen Gewinne zu maximieren", sagt Studien-Erstautorin und Wirtschaftsprofessorin Melissa Dell. Bisher habe sich die Literatur vor allem mit den möglichen negativen Auswirkungen dieser Tatsache befasst. "Diese Studie zeigt, dass die Schaffung einer kolonialen Fertigungsindustrie im ländlichen Java des 19. Jahrhunderts zu einer modernen Wirtschaft geführt hat", sagt die Forscherin. Das hat ein Vergleich historischer niederländischer Aufzeichnungen mit heutigen Daten ergeben. Die Zuckerproduktion auf Java war von den 1830ern bis in die 1870er Jahre für die Niederlande extrem profitabel. Um das zu ermöglichen, hat die Kolonialmacht Land umgewidmet und auf umliegende Dörfer gesetzt, um Arbeitskräfte bereitzustellen. Die nähere Umgebung der historischen Zuckerfabriken steht heute der Studie zufolge besser da als andere Gegenden. Sie ist demnach stärker industrialisiert, hat eine bessere Infrastruktur sowie Einwohner mit höherem Bildungsniveau als vergleichbare Regionen auf Java, in denen es Fabriken gab. Im Umkreis von zehn Kilometern um die einstigen Produktionsstätten liegen die Konsumausgaben zudem um zehn Prozent höher, was auf größeren Wohlstand hindeutet. Vorteil für Zuckerdörfer Auch Dörfer, die unter niederländischer Herrschaft zum Zuckerrohranbau gezwungen waren, haben davon offenbar doch auch profitiert. Denn diese hätten "mehr Land im Eigentum des Dorfes und auch mehr Schulen und substanziell höhere Bildungsniveaus, sowohl historisch als auch heute", heißt es. Die von Kolonialmächten eingerichteten Wirtschaftsstrukturen könnten also langfristig für größere Wirtschaftsaktivität sorgen, so die Forscher. pressetext.redaktion, Thomas Pichler |