Internet bringt viel, aber kein Wachstum
Geelong (31.10.2018) -
Vernetzung: überall, doch bringt sie offenbar wenig (Foto: wynpnt, pixabay.com) Das Internet verändert praktisch alle Bereiche des Lebens und ist heute de facto unverzichtbar. Doch unterm Strich hat es eigentlich kein Wirtschaftswachstum gebracht. Zu diesem Schluss sind Forscher der australischen Deakin University https://deakin.edu.au in einer Meta-Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen von IKT gekommen. Zumindest für die nahe Zukunft wird ihrer Ansicht nach wirtschaftliches Wachstum wohl eher an traditionellen Faktoren hängen als an IKT. Paradoxe Nullwirkung Die Forscher haben eine Analyse von 59 ökonometrischen Studien durchgeführt, die Daten zu den Auswirkungen von IKT aus Industrie- und Entwicklungsländern enthalten. Dabei hat das Team Datenverarbeitung, Festnetz- und Mobiltelefonie sowie das Internet separat betrachtet. "Bislang hat das Internet praktisch nichts für wirtschaftliches Wachstum gebracht", schreiben der Ökonom Chris Doucouliagos und Tom Stanley, Professor für Meta-Analyse, auf "The Conversation" https://theconversation.com . Das wirkt paradox, denn seit der industriellen Revolution hatten Innovation und technische Veränderung immer Produktivitätssteigerung und Wirtschaftswachstum bedingt. IKT insgesamt hat sich den Forschern zumindest im Mittel doch positiv auf das Wirtschaftswachstum ausgewirkt. Alle Länder profitieren der Analyse zufolge von Telefonie, wobei Mobilfunk sich doppelt so stark auswirkt wie das Festnetz. Die Datenverarbeitung indes bringt zwar Industrieländern Wachstum, nicht aber Entwicklungsländern. Für Letztere ist IKT den Wissenschaftlern zufolge also nicht wirklich der große wirtschaftliche Retter. Naheliegendere Dinge wie fließendes Wasser, Stromversorgung und bessere Bildung für Mädchen hätten deutlich größere Auswirkungen. Kritische Masse wichtig "Die Zeit, die es braucht, ehe IKT-Investitionen wirtschaftliches Wachstum bedingen, mag länger sein als erwartet, und es könnte eine noch größere kritische Masse nötig sein, ehe das passiert", schreiben die Forscher. Es sei aber schwer, den Schluss zu vermeiden, dass für die nahe Zukunft Wachstum von traditionelleren Faktoren wie dem Handel zwischen Nationen, Bildung, neuen Ideen, Rechtsstaatlichkeit, gesunden politischen Institutionen sowie der Bekämpfung der Ungleichheit abhängen werde. "Unglücklicherweise werden diese von wachsendem Nationalismus und Protektionismus in den Vereinigten Staaten und anderswo bedroht", warnen Doucouliagos und Stanley. Die bisherigen Daten würden darauf hindeuten, dass es besser wäre, gegen solche Bedrohungen zu kämpfen, statt weiter in eine Informationstechnologie-Revolution zu investieren, die bislang nicht abgeliefert hat. pressetext.redaktion, Thomas Pichler |