Industrie und Gewerbe
Berlin (21.12.2015) -
Energieeffizienzpotenziale bei Querschnittstechnologien (Copyright: Deutsche Energie Agentur GmbH) Fast jeder verarbeitende Betrieb nutzt industrielle Wärme, sei es zur Dampf- und Heißwassererzeugung oder für den Betrieb von Brennöfen und Trocknungsanlagen. Mit einem Anteil von 57 Prozent am industriellen Gesamtendenergieverbrauch ist Prozesswärme das mit Abstand energieintensivste Anwendungsfeld. Unternehmen aus Industrie und Gewerbe können durch Energieeffizienzmaßnahmen Einsparpotenziale von häufig 30 Prozent bei der Prozesswärmeversorgung erzielen. Rund 40 Prozent des industriellen Wärmebedarfs wird durch Kesselanlagen zur Dampf- und Heißwassererzeugung gedeckt, hauptsächlich für Prozesse in der Chemie-, Papier-, Investitionsgüter- und Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie branchenübergreifend zur Raumwärmebereitstellung. Brennöfen werden für thermische Prozesse wie Brennen, Schmelzen oder zur Wärmebehandlung benötigt. Etwa die Hälfte des industriellen Wärmeverbrauchs fällt in diesen energieintensiven Prozessen an. Eine weitere energieintensive Wärmeanwendung stellen industrielle Trocknungsprozesse dar. Der erste Schritt, um die Energieeffizienz der Wärmeversorgung zu steigern, ist eine energetische Analyse des aktuellen Energieverbrauchs der Anlagen und des Wärmebedarfs. Anschließend können die vorgeschalteten Systemkomponenten wie Rohrleitungen, Speicher, Kessel, Brenner und Steuerung an den tatsächlichen Bedarf angepasst und optimiert werden. Ebenfalls sollten die Verwendung von Systemen zur Rückgewinnung und Nutzung bislang ungenutzter Abwärme sowie die Möglichkeiten zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung) oder bei Bedarf auch Kälte (Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung) berücksichtigt werden. Auf diese Weise lassen sich häufig Einsparpotenziale von 30 Prozent realisieren. Prozesswärme: Ein Beispiel aus der Praxis Die Aluminium Norf GmbH verfolgte das Ziel, walzwarme Aluminiumbänder ohne Temperaturverlust zur weiteren Verarbeitung in Öfen einzufahren. Ein Ansatz entgegen der bisherigen Praxis, bei der vom Walzprozess erhitzte Aluminiumbänder auf unter 60 Grad Celsius abgekühlt und anschließend - zugunsten prozesssicherer Bedingungen - wieder auf 480 Grad Celsius Glühtemperatur aufgeheizt werden. Für dieses Ziel errichtete das Unternehmen ein bisher industriell noch nicht angewandtes Anlagenkonzept. Aluminium Norf realisierte den großtechnischen Einsatz einer energieeffizienten Glühofenanlage mit Schutzgasvorwärmung und einem übergeordneten Steuerungskonzept. Der thermische Zustand jedes Aluminiumbands und der energetisch ideale Betrieb der Öfen sowie einzelner Brennerzonen werden computergesteuert. Ein Temperaturmesskonzept nutzt die Regelung der Einzelbrenner bei einer gleichzeitig verringerten Brenneranzahl. Um die Energieeffizienz der Prozesse weiter zu steigern, wurden alle Ventilatoren und Gebläse mit regelbaren Antrieben ausgestattet und die Öfen abgedichtet und gedämmt. Dadurch erzielte die Aluminium Norf GmbH eine Senkung des Energieverbrauchs um 30,8 Mio. kWh pro Jahr, das entspricht einer prozentualen Energieeinsparung von 45 Prozent. Die großen Einsparungen wurden möglich, weil das energieintensive Unternehmen zahlreiche neue Ansätze für einen innovativen Glühprozess über den Stand der Technik hinaus realisierte. Modernste Anlagentechnik wie die computergesteuerte Regelung des genauen thermischen Zustands jedes einzelnen Aluminiumbands führte zu einer erheblichen Reduzierung des Energieeinsatzes. Dafür wurde das Unternehmen auch mit dem 1. Preis des Energy Efficiency Awards 2014 ausgezeichnet. Energieeffizienzpotenziale im eigenen Betrieb erschließen Um Unternehmen bei der Erschließung bestehender Energieeffizienzpotenziale zu unterstützen, bietet die Initiative EnergieEffizienz weiterführende Informationen an: Das Handbuch "Energieeffiziente Querschnittstechnologien" gibt Energiebeauftragten und -managern sowie Geschäftsführern einen detaillierten Überblick über Energieeffizienzpotenziale nach Technologien und damit verbundenen Dienstleistungen. Die Broschüre "Erfolgreiche Abwärmenutzung im Unternehmen." vermittelt Grundlagenwissen zu Abwärmequellen, Abwärmesenken, Nutzungstechnologien und wirtschaftlichen Energieeffizienzpotenzialen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Alltagspraxis: So wird Schritt für Schritt das Vorgehen bei der Erschließung von Abwärmepotenzialen erläutert. Praxisbeispiele stellen den Einsatz von Wärmeübertrager, Wärmepumpen oder der ORC-Technologie vor. Die Initiative EnergieEffizienz ist eine bundesweite Kampagne der Deutschen Energie-Agentur (dena) und wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Informationen zur Initiative EnergieEffizienz finden Sie unter: https://www.industrie-energieeffizienz.de Initiative EnergieEffizienz Die Initiative EnergieEffizienz steht für die effiziente Stromnutzung in allen Verbrauchssektoren: Mit zielgruppenspezifischen Kampagnen werden Endverbraucher in Unternehmen und Institution sowie im Dienst-leistungssektor über den effizienten Stromeinsatz informiert und zum energieeffizienten Handeln motiviert. Der internationale Energy Efficiency Award Mit dem internationalen Energy Efficiency Award zeichnet die dena seit 2007 Unternehmen für herausragende Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz aus. Die Preisträger demonstrieren die Wirtschaftlichkeit von Energieeffizienzmaßnahmen in Industrie und Gewerbe. Aluminium Norf GmbH Die Aluminium Norf GmbH (kurz Alunorf) mit Sitz in Neuss betreibt nach eigenen Angaben das weltweit größte Aluminiumwalz-und -schmelzwerk. 2.200 Mitarbeiter stellen im Unternehmen. Halbzeuge und Vorprodukte aus Aluminium und Aluminiumlegierungen her, die später zu Lebensmittelverpackungen, Offsetdruckplatten, Fahrzeugteilen sowie Dach- und Wandverkleidungen weiterverarbeitet werden. Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Kerstin Ladiges |