GIN: Stallbau geht auch "oben ohne"
Ostfildern (29.07.2014) -
Titel: Stallneubau mit Nagelplattenbindern, Bildtext: Tierställe werden von qualitäts- und kostenbewussten Landwirten zunehmend mit Dachtragwerken aus Nagelplattenbindern errichtet, Copyright: GIN/Suckfuell; https://www.nagelplatten.de Die Neufassung der Holzschutznorm DIN 68800 im Jahr 2012 hat den Tragwerksbau im besten Sinne nachhaltig verändert. Zu diesem Schluss kommen die Gütegemeinschaft und der Interessenverband Nagelplattenprodukte, die sich mit der Frage der Verzichtbarkeit chemischer Holzschutzmittel schon seit geraumer Zeit befassen. Auch in der Landwirtschaft setzt sich die Erkenntnis durch, dass man sich chemische Holzschutzmittel im Dachbereich bei Stallbauten sparen kann. Knapp zwei Jahre nach Inkrafttreten der Holzschutznorm-Novelle sieht sich der GIN in seiner Einschätzung bestätigt: Dachtragwerke aus Nagelplattenbindern kommen ohne chemische Holzschutzmittel aus. Das gilt laut GIN auch für Stallbauten in der Landwirtschaft, wo sich durch umsichtige Tragwerksplanung und eine sorgfältige Bauausführung der standortspezifisch erforderliche Holzschutz ebenso auf konstruktivem Wege sicherstellen lässt. Auf den Einsatz bio-, algi- und fungizid wirkender Substanzen kann man daher verzichten. Natürlich war und ist man sich beim GIN in Ostfildern vollauf bewusst, dass die Empfehlung an die Mitgliedsunternehmen, bei der Herstellung von Nagelplattenbindern von chemischen Holzschutzmitteln Abstand zu nehmen, weder im Verband noch bei der chemischen Industrie auf ungeteilte Gegenliebe stoßen würde. Aber weder die einstmals gängige Praxis, Tragwerke aus Holz mit chemischen Substanzen vor Insekten- oder Pilzbefall, Fäulnis, Schimmel, Schwamm etc. zu schützen, noch gewachsene Geschäftsbeziehungen zwischen Verbandsmitgliedern und Holzschutzmittelherstellern konnten die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte beirren: "Wir waren und sind felsenfest überzeugt, dass Tragwerke aus Nagelplattenbindern keinen chemischen Holzschutz brauchen - einerlei, ob es sich um die Bedachung eines Einfamilienhauses oder um einen landwirtschaftlichen Tierstall handelt. Denn der Einsatz von biozid, algizid und/oder fungizid wirkenden Substanzen lässt sich durch konsequente Verwendung von technisch getrocknetem Holz und eine dem Standort angepasste Tragwerksplanung kompensieren", argumentiert Kay-Ebe Schnoor, 2. Vorsitzender des GIN. Wirtschaftlichkeit für Landwirte entscheidend Objektindividuelle Dachtragwerke schnell und kostengünstig zu planen und zu bauen, ist ein Spezialgebiet der Nagelplattenbinderhersteller im GIN. Die Binder werden überwiegend aus heimischen Nadelhölzern mit zertifizierter Herkunft gefertigt. Als Teile einer durchdachten Bauwerksplanung werden sie direkt an die Baustelle geliefert, wo geschulte Bauhandwerker in Teamarbeit für die fachgerechte Montage sorgen. Der wirtschaftliche Vorteil der Vorfertigung drückt sich dabei vor allem im vergleichsweise niedrigen Preis gegenüber herkömmlichen Tragwerksbauweisen aus: Eine Nagelplatten-Konstruktion kann unterm Strich leicht ein Drittel weniger als eine herkömmliche Ausführung kosten! Das liegt zum einen an der materialsparenden Vorfertigung, zum anderen am geringeren Gewicht, das den Transport und die Handhabung am Bau erleichtert und die Montagezeiten verkürzt. Resistentes Holz Holz hat sich im landwirtschaftlichen Bauwesen zur Ausführung tragender Dachkonstruktionen seit Jahrhunderten bewährt. Erwiesenermaßen ist es resistent gegen aggressive gasförmige Einflüsse aus der Luft, die von tierischen Hinterlassenschaften herrühren. Beim Stallbau macht es für kostenbewusste Landwirte daher Sinn, der Werkstofftradition zu folgen und alle Möglichkeiten des konstruktiven Holzschutzes durch eine intelligente Planung auszuschöpfen. Rostfreie Nagelplatten Nagelplatten-Konstruktionen unterliegen in Stallgebäuden Korrosionsbeanspruchungen, die auf die Zusammensetzung und Temperatur der umgebenden Luft, Schmutzablagerungen aus Futter, Haaren, Exkrementen und Haarstäuben sowie Tauwasseranfall an den metallischen Platten zurückzuführen sind. In Kaltställen ist von einer normalen Korrosionsbeanspruchung auszugehen, die mit anderen Hallen wie z.B. Lagerhallen vergleichbar ist. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass der Fugenanteil der Wände - vor allem bei Außenklimaställen in Spaceboard-Bauweise - und die Firstlüftung ein warmfeuchtes Stallklima und erhöhte Gaskonzentrationen verhindern. Ohne besondere Korrosionsbeanspruchung können daher auch für Binder in Kaltställen verzinkte Nagelplatten verwendet werden, wie sie bei Gebäuden mit Tragwerken aus Nagelplattenbindern allgemein Standard sind. In Warmställen ist darauf zu achten, dass Nagelplatten, die an den Knotenpunkten der Binder beidseits für sicheren Zusammenhalt sorgen, nicht korrodieren können. Die metallischen Verbindungsmittel sollten hier am besten aus nichtrostendem Edelstahl bestehen, da insbesondere wegen landwirtschaftstypischen Ablagerungen von Stäuben und anderen Schmutzpartikeln in Verbindung mit dem warmfeuchten Stallklima und möglichem Tauwasserausfall durch eine Verzinkung allein kein ausreichender Korrosionsschutz zu erreichen ist. In Warmställen sind deshalb Nagelplatten aus hochlegierten Stählen zu verwenden, die für die jeweilige Anwendung zugelassen sind. Alternativ können die Binder auch durch eine luftdicht ausgeführte Zwischendecke vom aggressiven Stallklima getrennt werden. Mitgliedsunternehmen im GIN bieten für Kalt- und Warmställe geeignete Nagelplatten-Ausführungen an. Mit den gegen Korrosion bedarfsgerecht geschützten metallischen Verbindern kann dem häufigen Kundenwunsch, große Stall- und Hallenbreiten möglichst stützenfrei zu überspannen, auch unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten optimal entsprochen werden. Zwischen Holzschutznorm und Kundenwunsch Natürlich gibt es Stallbau-Kunden, die "sicherheitshalber" eine Imprägnierung ihrer Binder ab Werk mit chemischen Holzschutzmitteln wünschen. Damit tut sich für Nagelplattenbinderhersteller allerdings eine Zwickmühle auf: Sollen sie König Kunde den Dienst erweisen oder der Verbandsempfehlung folgen? Der GIN nennt Argumente, die klar für konstruktiven Holzschutz im landwirtschaftlichen Stallbau sprechen und aufgeschlossene Interessenten zumeist überzeugen: * Der bei landwirtschaftlichen Gebäuden besonders häufig verwendete Traditionsbaustoff Holz ist von Natur aus resistent gegen aggressive Umwelteinflüsse wie zum Beispiel biogene Gase, die im belegten Stall aus tierischen Ausscheidungen entstehen. Diese Erkenntnis darf als gesichert gelten, lässt sie sich doch der Informationsschrift "Landwirtschaftliche Gebäude in Holz" entnehmen, die die Deutsche Gesellschaft für Holzforschung (DGfH) bereits im Jahr 2001 herausgegeben hat. * Die Anbringung der Dachschalung bzw. Lattung ist unmittelbar auf den montierten Nagelplattenbindern möglich. Die Dacheindeckung kann dementsprechend kleinformatig erfolgen, was eine bauartbedingte permanente Entlüftung des Stalls begünstigt und zu einem sicheren Abtransport aggressiver biogener Gase an die Außenluft führt. Chemische Holzschutzmittel aufzubringen, um einen Schutz der Tragwerkskonstruktion vor erhöhten Gaskonzentrationen sicherzustellen, ist bei Kaltställen - ausgeführt als Außenklima-, Halboffen- oder Offenstall - somit überflüssig. * Tragwerke aus Nagelplattenbindern sind robuste, höchst belastbare Fachwerkkonstruktionen, die aus Kanthölzern und Streben bestehen, die an den Knotenpunkten zusammengefügt und durch beidseitig eingepresste metallische Nagelplatten unauflöslich miteinander verbunden sind. Die metallischen Verbindungsmittel werden vor Korrosion, die im Umfeld biogener Gase und tierischer Exkremente denkbar ist, am besten dadurch geschützt, dass sie von Anfang an in nichtrostender Edelstahlausführung bestellt werden. GIN-Mitgliedsunternehmen bieten hochwertige Nagelplatten aus nichtrostendem Edelstahl für den landwirtschaftlichen Stallbau wie auch für sonstige besonders beanspruchte Bauvorhaben an. * Auch in Verbindung mit Betonfertigteilen (z.B. Stützen, Pfeiler, Innen- oder Umfassungswände etc.) sind Nagelplattenbinder vielseitig verwendbare Konstruktionen, die sich in der landwirtschaftlichen Praxis als wirtschaftlich, dauerhaft, robust und tiergerecht erweisen. * Auf Wunsch sind bei Tragwerken aus Nagelplattenbindern Dachneigungen plan- und realisierbar, die einem optimalen Wirkungsgrad von Photovoltaik-Modulen am jeweiligen Standort dienen. * Binderlängen bis 35 m sind grundsätzlich möglich; mit Genehmigung im Einzelfall auch darüber hinaus. * Überstehende Vordächer, unter denen landwirtschaftliche Maschinen Platz finden (Schlepper, Anhänger, Gespanne etc.) lassen sich beim Stallbau frühzeitig einplanen und mit Nagelplattenbindern sicher und kostengünstig realisieren. In Fragen des Holzschutzes gibt die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte weiterführende Entscheidungshilfe: Eine lesenswerte Informationsschrift mit dem Titel "GIN-IFO Holzschutz NP" steht im Internet auf https://www.nagelplatten.de zum Herunterladen bereit. Über den GIN >Starke Verbindungen!< Nach dieser Maxime handelt die Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. (GIN) als Interessenverband für annähernd 50 Hersteller und Verarbeiter von Nagelplatten: "Nagelplatten werden vor allem im Dach- und Wandbereich von Wohnhäusern, Supermärkten, Gewerbe-, Produktions- und Lagerhallen, landwirtschaftlichen Gebäuden, öffentlichen Einrichtungen wie Sporthallen sowie für Brückenschalungen etc. als extrem belastbare Verbindungsmittel eingesetzt", erläutert GIN-Geschäftsführer Joachim Hörrmann. Das "RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte", das alle Mitglieder der Gütegemeinschaft Nagelplattenbinder führen, bürgt dabei für sichere, maßgenaue Verbindungen von Holzelementen mit einer Spannweite von bis zu 35 m sowie für gebäudespezifische Tragsysteme von allerhöchster, dauerhafter Qualität. Gemeinnützig und solidarisch unterstützt der GIN seine Mitgliedsfirmen in allen Fragen, die sich im Hinblick auf technisch vorbildliche und wirtschaftlich vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten von Nagelplatten am Bau ergeben. Zugleich ist der Interessenverband Ansprechpartner und Auskunftsquelle für Architekten, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdecker- sowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden. 1972 gegründet, gehört der GIN der Verbändegemeinschaft FORUM HOLZBAU an, hat seinen Sitz in Ostfildern bei Stuttgart und wird von Jochen Meilinger (1. Vors.), Kay-Ebe Schnoor (2. Vors.) und Joachim Hörrmann (Geschäftsführer) vertreten. GIN, Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. und Interessenverband Nagelplatten e.V., Achim Zielke M.A. |