Casino-Stadt Atlantic City verliert an Bedeutung
Atlantic City/Washington (21.08.2013) -
Hotels in Atlantic City:
ohne Casinos geht's nicht
(Foto: flickr/Shinya Suzuki)
Atlantic City als einstiges Glücksspiel-Mekka an der US-Ostküste sieht sich angesichts wirtschaftlicher und sozialer Probleme mit einem zunehmenden Bedeutungsverlust konfrontiert. Die Casino-Erlöse sind von 2006 bis 2012 von umgerechnet 3,9 auf 2,5 Mrd. Euro um über 42 Prozent gesunken und rangieren aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 1991. Zwischen Januar und Juli sind sie gegenüber dem Vergleichzeitraum des Vorjahres um weitere elf Prozent zurückgegangen. "Die Situation ist mittlerweile katastrophal", so Analyst und Brancheninsider Steve Norton in einem Bericht der Washington Post.
Pennsylvania macht Druck
Atlantic City liegt 200 Kilometer südlich von New York und ist mit seiner ausgeprägten Glücksspiel-Industrie ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für den Bundesstaat New Jersey. Doch die umliegende Konkurrenz hat der Stadt in den vergangenen Jahren das Wasser abgegraben. Immer mehr Bundesstaaten setzen im Zuge der landesweit angespannten Wirtschaftslage auf Einnahmen durch Casinos.
In den vergangenen sechs Jahren hat sich deren Zahl in der Region Mid-Atlantic und Nordost von 27 auf 55 mehr als verdoppelt. Vor allem Pennsylvania macht Druck. Obwohl das Casino-Glücksspiel erst 2006 legalisiert, hat das benachbarte Pennyslvania den Bundesstaat New Jersey bereits im Vorjahr den Rang als zweitgrößten Casino-Markt nach Nevada abgelaufen. Auch Maryland und Massachusetts forcieren das Geschäft. Zudem steht im kommenden November eine Entscheidung über eine Casino-Expansion an.
Stadt soll nationales Ausflugsziel werden
Atlantic City verfügt im Gegensatz zu seinen Nachbarn über eine lange Glücksspieltradition. Dort wurden Casinos bereits 1976 legalisiert. Die lokale Wirtschaft der nur 40.000 Einwohner zählenden Stadt ist stark auf das Glücksspiel ausgerichtet, enorm abhängig von der wirtschaftlichen Performance der Roulette-Tische, Slot-Maschinen und Poker-Saloons. Im Vorjahr hat Atlantic City immerhin noch rund 27 Mio. Besucher angelockt. Doch es könnten mehr sein, gäbe es da nicht ein drängendes Problem mit der Kriminalität.
Man müsse versuchen, der Stadt ein neues Image als nationales Ausflugsziel zu verpassen, formuliert es John Palmieri, Chef der Casino Reinvestment Development Authority https://njcrda.com . Die Behörde steckt Teile der Glücksspielabgaben in Restrukturierungsprojekte, um der Stadt einen neuen Anstrich zu verleihen. "Wir müssen die Stadt einladend machen und mehr Komfort anbieten", so Palmieri. Damit wolle man insbesondere Menschen ansprechen, die aufgrund von Sicherheitsbedenken seit Jahren nicht mehr in Atlantic City waren.
Jeder Dritte lebt in Armut
Die Stadt befindet sich seit jeher im Schatten von Las Vegas, trotzdem ist sie auch außerhalb der USA bekannt. Dazu beigetragen haben einerseits die kilometerlange hölzerne Strandpromenade, die durch Film und Fernsehen bekannt wurde, und andererseits der gleichnamige Hit von Bruce Springsteen, der bereits 1982 einen melancholischen Abgesang auf die Stadt verfasste.
Die jahrelange Rezession hat vor allem bei den unteren Einkommensschichten tiefe Spuren hinterlassen. Einen Steinwurf entfernt von den glitzernden Hotels und glamourösen Spielcasinos findet man Suppenküchen, Methadon-Ausgabestellen und Pfandhäuser. Beinahe jeder dritte Bewohner lebt unter der Armutsgrenze. Der Abschnitt unter der Strandpromenade dient Obdachlosen als nächtliche Unterkunft. Atlantic City gilt als Geburtsort der alljährlichen Wahl zur Miss America. 1921 wurde sie dort zum ersten Mal ausgetragen. 2006 hat man den Event nach Las Vegas verlegt. In diesem Jahr kommt er allerdings wieder zurück - für Atlantic City jedoch bloß ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der prekären Lage.
pressetext.redaktion,
Sebastian Köberl