Brexit-Chaos verunsichert Unternehmen stark


Stanford (04.02.2019) -

Planloser Bruch:
Wirtschaft immer unruhiger
(Foto: Foto-Rabe, pixabay.com)

Der Brexit ist einer der größten Unsicherheitsfaktoren für britische Unternehmen - und schlimmer noch, die Brexit-Verunsicherung steigt weiter. Das ist historisch gesehen relativ einzigartig, warnt Nicholas A. Bloom, Wirtschaftsprofessor an der Stanford Graduate School of Business https://gsb.stanford.edu . Die britische Planlosigkeit könnte die Wirtschaft des Landes in eine Rezession schlittern lassen.

Depressions-Parallele

"Wenn man sich große Ereignisse im Laufe der Jahre ansieht - die Ermordung JFKs, das OPEC-Ölembargo, die 9/11-Angriffe - haben sie alle sprunghafte Anstiege an Unsicherheit bewirkt, die zurückgingen, nachdem die Leute mehr über die Auswirkungen erfahren haben", sagt Bloom in einer Aussendung. Beim Brexit sei das anders.

Laut Umfragen unter Führungskräften, die Bloom mit Kollegen durchführt, haben nach dem "Leave"-Votum im Juni 2016 rund 40 Prozent der britischen Unternehmen den Brexit als eine der drei größten Quellen von Unsicherheit gesehen. Im Oktober 2018 galt das dann für rund die Hälfte, nicht zuletzt aufgrund des realer werdenden Schreckgespenstes eines "harten" Brexits.

"Beim Brexit ist die Verunsicherung tatsächlich gestiegen", betont also der Ökonom. "Die einzige historische Parallele dazu ist die Große Depression, die mit dem Börsencrash 1929 begann." Die negativen Auswirkungen davon hat Großbritannien bereits zu spüren bekommen. Nach Blooms Schätzung ist die britische Wirtschaft um 1,5 Prozent schwächer, als sie es ohne Brexit wäre. Das Investitionsvolumen ist bereits gesunken, der Arbeitsmarkt hat gelitten. Im Schnitt erwarten britische Unternehmen, dass der Brexit sie 2,5 Prozent ihres Umsatzes kosten wird.

Sprung ohne Fallschirm

Einzigartig ist Bloom zufolge auch, dass die Brexit-Unsicherheit nicht durch einen Finanz- oder Wirtschaftsschock ausgelöst wurde. Die Märkte seien auch bis zum Sommer 2018 relativ ruhig geblieben, typische Zeichen von Investoren-Ängsten ausgeblieben. Freilich bestand da wohl noch die Hoffnung auf einen geordneten EU-Austritt, die in den vergangenen Wochen immer weiter verpufft ist.

"Das Problem ist, dass es nie einen Brexit-Plan gab, und das Spektrum möglicher Folgen jetzt viel breiter scheint als ursprünglich", sagt Bloom. Die Brexiteers hätten Dinge versprochen, die sie nie zu Ende gedacht haben. "Das war, wie aus einem Flugzeug zu springen, sich einen Rucksack zu schnappen und davon auszugehen, dass ein Fallschirm drin ist, nur um rauszufinden, dass es ein Lunchpaket ist, während man auf den Boden zurast."


pressetext.redaktion,
Thomas Pichler



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