Aktienbetrug: Manche Anleger pokern absichtlich


Chicago (31.01.2018) -

Geldvernichtung:
teils bewusst herausgefordert
(Foto: Rainer Sturm, pixelio.de)

Wenn Anleger durch Aktienbetrug viel Geld verlieren, liegt das bisweilen an bewusst eingegangenem Risiko. Denn manche von ihnen investieren absichtlich in Penny Stocks, bei denen der Verdacht auf betrügerische Kursmanipulationen besteht. Das hat eine Studie eines Forscherteams an der University of Chicago https://uchicago.edu , Leibniz-Universität, Humboldt-Universität, Harvard, Goethe-Universität ergeben. Jene Investoren, die sich bewusst auf die verdächtigen Wertpapiere einlassen, hoffen demnach wohl darauf, irgendwann einen Hauptgewinn wie im Lotto zu machen.

Glücksspiel mit Aktien

Bei Penny Stocks kommt es zu sogenanntem "Pump and Dump". Bei dieser Form des Aktienbetrugs, den der Film "The Wolf of Wall Street" thematisiert hat, wird der Kurs durch falsche und irreführende Positivmeldungen aufgepumpt. Die Hintermänner stoßen dann ihren zuvor günstig erworbenen Aktienbestand weit über Wert ab, worauf der Kurs kollabiert und andere Investoren viel Geld verlieren. Die Untersuchung "Who Falls Prey to the Wolf of Wall Street? "von 421 Pump-and-Dump-Fällen und über 110.000 Investoren auf dem deutschen Aktienmarkt in den Jahren 2002 bis 2015 hat ergeben, dass keineswegs alle Geschädigten einfach hinters Licht geführte Opfer sind.

Fast sechs Prozent aller Investoren waren demnach zumindest einmal in einen Pump and Dump involviert und haben dabei im Schnitt 11,4 Prozent ihres Portfoliowerts investiert - und davon durchschnittlich knapp 30 Prozent verloren. Doch manche dieser Investoren haben offenbar trotz aller Expertenwarnungen und im Wissen um das große Risiko auf die verdächtigen Penny Stocks gesetzt. "Für diese Investoren sind wahrscheinlich eher Spekulation oder Glücksspiel das Motiv", schreiben die Forscher.

Risikoliebhaber riskieren

Der typische Pump-and-Dump-Investor ist der Studie zufolge ein älterer, verheirateter Mann mit nach eigener Einschätzung hoher Risikotoleranz, der nicht aus einer Großstadt stammt. Angestellte, Pensionisten und Selbständige investieren überdurchschnittlich oft in Risikoaktien. Doch ist den Forschern zufolge wohl eher das frühere Handelsverhalten von Investoren ein Prädiktor, wer in Pump-and-Dump-Aktien investiren wird. Mehr als 35 Prozent der Betroffenen waren Penny-Sock-Day-Trader oder regelmäßige Trader mit kurzen Zeithorizonten, die auch zuvor aggressiv gehandelt haben und dabei große Risiken eingegangen sind.

Den Forschern zufolge könnten ihre Ergebnisse Regulatoren helfen, Anleger besser vor Pump-and-Dump-Betrug zu schützen. Es sei denkbar, dass Interventionen wie Warnungen, sich mit Investmententscheidungen etwas mehr Zeit zu lassen, in manchen Fällen helfen. Bei jenen Investoren, die absichtlich wegen dem Nervenkitzel und der vagen Aussicht auf einen Hauptgewinn auf entsprechende Aktien setzen, dürfte das allerdings wenig bringen.




Thomas Pichler,
pichler@pressetext.com





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